Erfolgsraten und Komplikationen autologer Knochentransplantate in der oralen Implantologie

Erstveröffentlichung
2018-01-05Authors
Sakkas, Andreas
Referee
Schramm, AlexanderLuthardt, Ralph
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieBundeswehrkrankenhaus Ulm (BWK)
Abstract
Zusammenfassung: Ziel der Arbeit war es, die Komplikationsrate nach Augmentationen mit autologem Knochen und die Früverlustrate von Implantaten im augmentierten Bereich zu evaluieren. Im Speziellen sollten die Entnahmenregionen der Knochentransplantate in Bezug auf patientenbezogene Parameter untersucht sowie Gründe für postoperative Komplikationen und die Erfolgsrate evaluiert werden.
Material und Methode: Es wurden retrospektiv die Daten aller behandelten Patienten ausgewertet, die sich im Zeitraum 2009-2011 autologen Augmentationen unterzogen hatten. Insgesamt wurden 279 Patienten (Durchschnittsalter 38.5 Jahre) augmentiert und sekundär 525 Implantate inseriert. Es wurden 113 Augmentationen mit Crista zygomaticoalveolaris-Transplantaten, 104 mit Ramus mandibulae-Transplantaten, 11 mit Kinntransplantaten, 116 mit Beckenkammknochen und 112 Sinusbodenelevationen mit lokalem Knochen durchgeführt. Die Patienten wurden im Durchschnitt 4.5 Monate nach Augmentation implantiert. Folgende Parameter wurden evaluiert: Patientenalter, Rauchverhalten, präoperativer Mundhygienestatus (API und SBI), Ursache des Zahnverlustes, Kieferlokalisation, Augmentationsbereiche, intraoperative Perforation der Sinusmembran, Sensibilitätsstörungen, Transplantaverluste, Implantatfrühverluste und Ausbildungsstand des Operateurs.
Ergebnisse: Bei 32.9% (92 von 279) der Patienten kam es zu allgemeinen postoperativen Komplikationen. Bezogen auf die Gesamtzahl der Operationszugänge, wurden in 17.2% (109 von 633) der Fälle Komplikationen nachgewiesen. Zu Komplikationen in der Entnahmeregion kam es nur in 6.3% (19 von 300) der Fälle (2.5% bei Augmentationen aus der Crista zygomaticoalveolaris, 2.8% beim Ramus mandibulae und 2.6% bei Beckenkammtransplantaten). Nach Knochenentnahme aus der Unterkiefersymphyse trat keine Komplikation auf. Die Komplikationsrate in der Empfängerregion betrug 15.3%. Dabei traten Komplikationen nach Transplantaten aus der Crista zygomaticoalveolaris in 17.6% der Fälle, nach Ramus mandibulae-Transplantaten in 16.3%, nach Kinnransplantaten in 18.1% und nach Beckenkammtransplantaten in 12.0% der Fälle auf. Zu einem Transplantatverlust kam es in 3.8% (21 von 546) aller augmentierten Zahnregionen bei insgesamt 20 der 279 (7.1%) Patienten. Darunter waren 7 Regionen mit Ramus mandibulae-Transplantaten, 2 Regionen mit Crista zygomaticoalveolaris-Transplantaten, 1 Region mit einem Kinntransplantat und 11 Regionen mit Beckenkammtransplantaten. Eine erneute Augmentation fand bei 14 dieser 20 Patienten statt. Diese konnten zu einem späteren Zeitpunkt erfolgreich implantologisch versorgt werden. 6 Patienten wünschten keine erneute Operation und wurden konventionell prothetisch versorgt. Bei 1.1% (6 von 525) der Fälle wurde simultan zur Implantation eine Augmentation mit Knochenspänen durchgeführt. Die häufigsten Komplikationen bildeten die Wundinfektionen (4.7%), gefolgt von Wunddehiszenzen (3.7%), Knochenexpositionen (3.3%), Sinusitis maxillaris (0.3%) und Nachblutungen (0.1%). Es kam in keinem Fall zu einer dauerhaften postoperativen Sensibilitätsstörung in den Operationsgebieten. Bei 225 Operationen im posterioren Oberkieferbereich kam es intraoperativ in 4.8% (11 von 225) der Fälle zu einer Perforation der Schneider'schen Membran ohne Einfluss auf die Erfolgsraten. Insgesamt wurden 525 Implantate bei 259 Patienten in 525 erfolgreich augmentierten Zahnregionen inseriert. Dies entspricht einer primären Augmentationserfolgsrate von 96.1% (525 von 546) in Bezug auf die Gesamtzahl der zu augmentierenden Zahnregionen, von 95.6% (436 von 456) in Bezug auf die Gesamtzahl der zu augmentierenden Kieferkammbereiche und von 92.8% (259 von 279) in Bezug auf die Gesamtzahl der zu augmentierenden Studienpatienten. Die Implantat-Frühverlustrate zum Zeitpunkt der prothetischen Versorgung betrug 0.3% (2 von 525) und die Gesamt-Versorgungs-Erfolgsrate 95.7% (523 von 546). Alter über 40 Jahren, Rauchen, API- und SBI ≥20% sowie Augmentationen in Schaltlücken größer als 1 Zahnlücke waren signifikante Risikofaktoren für allgemeine postoperative Komplikationen, jedoch ohne Einfluss auf die Erfolgsraten. Die Ursache des Zahnverlustes, Kieferlokalisation, intraoperative Sinusmembranperforation und Ausbildungsstand des Operateurs hatten keinen Einfluss auf das Therapieergebnis.
Schlussfolgerung: Die Verwendung autologer Knochentransplantate zur Kieferrekonstruktion vor oraler Implantation kann uneingeschränkt wegen hoher Zuverlässigkeit und nur temporärer Operationsmorbidität als Methode der Wahl zum präimplantologischen Kieferaufbau empfohlen werden. Die Implantateinheilung im autologen Knochentransplantat zeigt höchste Erfolgsraten ohne Unterschied zur Frühverlustrate von Implantaten im nicht ortsständigen Kieferknochen.
Date created
2016
Subject headings
[GND]: Knochentransplantation | Komplikation[MeSH]: Bone transplantation | Dental implantation
[Free subject headings]: Autologer Knochen | Dentale Implantate | Intraorale Knochentransplantate | Knochenaugmentation | Gold Standard
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-5236
Sakkas, Andreas (2018): Erfolgsraten und Komplikationen autologer Knochentransplantate in der oralen Implantologie. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-5236
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