Untersuchung zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Patienten mit alveolärer Echinokokkose in Abhängigkeit unterschiedlicher Therapieformen am Kompetenzzentrum Ulm

Erstveröffentlichung
2021-12-22Authors
Steinbach, Julia
Referee
Kratzer, WolfgangGräter, Tilmann
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für Innere Medizin IUKU. Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie
Abstract
Die Alveoläre Echinokokkose (AE), verursacht durch eine Infektion mit dem Parasiten Echinococcus multilocularis (Fuchsbandwurm), ist eine seltene und potentiell lebensbedrohliche Parasitose des Menschen. Sie ist eine chronisch verlaufende Erkrankung und wird aufgrund ihrer langen unspezifischen Krankheitssymptomatik oft als Zufallsbefund im Rahmen anderer Gesundheitschecks entdeckt. Die Erkrankung befällt zu 98% die Leber und zeigt dort ein infiltrierendes, tumorähnliches Wachstum. Aufgrund des bösartigen Verhaltens der Erkrankung, sollte eine von der individuellen Patientensituation abhängige medikamentöse oder chirurgische Therapie unter Berücksichtigung des patientenspezifischen Stadiums, begonnen werden. Da chronische Erkrankungen in der Regel mit einer lebenslangen Therapie einhergehen, besteht die Möglichkeit, dass sich diese auf die physische und psychische Lebensqualität der Betroffenen auswirken kann. Ziel der vorliegenden Studie soll daher sein, die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Patienten mit AE in Abhängigkeit unterschiedlicher Therapieformen (konservativ medikamentöse vs. kurativ operative Therapie) zu erfassen und die erhobenen Untersuchungsergebnisse der beiden Gruppen miteinander zu vergleichen.
Die Vergleichsstudie wurde von April 2018 bis September 2018 am nationalen Kompetenzzentrum für Menschen mit Fuchsbandwurmerkrankungen des Universitätsklinikums Ulm durchgeführt. Das Untersuchungskollektiv bestand aus 30 medikamentös behandelten und 25 kurativ operierten Patienten mit bestätigter alveolärer Echinokokkose. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mit Hilfe des validierten Short Form (SF)-36 Fragebogens erfasst. Die Ergebnisse der beiden unterschiedlichen Gruppen wurden anschließend miteinander verglichen. Zusätzlich zum SF-36 Gesundheitsfragebogen wurden der kurativ operierten Patientengruppe drei weitere Echinokokkose spezifische Fragen gestellt.
Eine standardisierte Auswertung der SF-36 Fragebögen erfolgte mit der validierten Statistiksoftware SAS Version 9.2. Die Skalenwerte wurden mit den durch die Autoren zur Verfügung gestellten Algorithmen gebildet. Das Signifikanzniveau wurde bei α=0.05 festgelegt.
Die Auswertung der Studie ergab keine signifikanten Unterschiede in der körperlichen
(45,2 ± 50 11,4 vs. 47,6 ± 9,9; p = 0,4079) und psychischen (45,5 ± 10,6 vs. 47,3 ± 10,8;
p = 0,5206) Lebensqualität von Patienten mit alveolärer Echinokokkose im Hinblick auf eine medikamentöse oder operative Therapie. Dennoch lässt sich ein nicht signifikanter
geringfügiger Trend zu einer besseren Bewertung der Lebensqualität in der operativ behandelten Patientengruppe erkennen.
Die Auswertung der Echinokokkose spezifischen Fragen ergab, dass sich bei 52% der operativ versorgten Patienten mit AE die Lebensqualität infolge der operativen Behandlung verändert hat. Des Weiteren zeigte sich, dass 48% dieser Patientengruppe gelegentlich Ängste oder Panik empfinden, welche sie vor der Diagnosestellung der parasitären Erkrankung nicht empfunden haben. Aufgrund der überraschenden Diskrepanz in der Auswertung dieser Fragen, wurde anschließend eine Subgruppenanalyse in der Gruppe der operativ behandelten Patienten durchgeführt. Hierbei zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der körperlichen Lebensqualität zwischen den Gruppen, deren Lebensqualität sich infolge der Operation verändert (n=13) oder nicht verändert hatte (n=12) (43,13 ± 8,80 vs. 52,47 ± 8,89; p=0,0149). In der Auswertung der psychischen Summenskala konnten allerdings keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen ermittelt werden (44,31 ± 12,75 vs. 50,61 ± 7,47; p = 0,1446).
Mit der vorliegenden Studie konnte ein erster Einblick über die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Patienten mit AE in Abhängigkeitnvon unterschiedlichen Behandlungsstrategien gewonnen werden. Die steigende Bedeutung der Lebensqualität wird auch durch die zunehmende Anzahl an Publikationen zu dem Thema deutlich. Publikationen zum Thema Lebensqualität bei anderen chronischen Erkrankungen ergaben, dass sich die Lebensqualität beispielsweise in Abhängigkeit von der Ausgangsituation (Schmerzen, Beeinträchtigungen, Symptome oder keine Symptome), der Progression der Erkrankung trotz Therapie oder der Remission der Erkrankung nach erfolgter Therapie, sowie von der Invasivität des Eingriffs oder psychotherapeutische Unterstützung, in der Beurteilung unterschiedlich wiederspiegelt. Dies verdeutlicht, dass die Messung der Lebensqualität ein wichtiger Bestandteil in der Evaluation von Behandlungsstrategien darstellt und somit auch zu einer Optimierung der Versorgung von vielen Erkrankungen beitragen kann.
Date created
2020
Subject headings
[GND]: Alveoläre Echinokokkose | Lebensqualität[MeSH]: Echinococcosis, Hepatic | Quality of life
[Free subject headings]: Gesundheitsbezogene Lebensqualität
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-40488
Steinbach, Julia (2021): Untersuchung zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Patienten mit alveolärer Echinokokkose in Abhängigkeit unterschiedlicher Therapieformen am Kompetenzzentrum Ulm. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-40488
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