Temperaturabhängigkeit der Effekte von Schwefelwasserstoff auf die mitochondriale Atmung

Erstveröffentlichung
2016-06-24Authors
Klinger, Saskia
Referee
Calzia, EnricoHuber-Lang, Markus
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für AnästhesiologieUKU. Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie
Abstract
Frühere Experimente lassen vermuten, dass die durch Schwefelwasserstoff (H2S)
vermittelte Hemmung der Cytochrom-C Oxidase (COX) und die toxischen Effekte
des Gases bei niedrigen Körpertemperaturen weniger ausgeprägt sind. Da die
Wirkung von Schwefelwasserstoff immer noch Grundlage vieler Debatten ist, war
die Intention der vorliegenden Arbeit die Auswirkung unterschiedlicher
Temperaturen auf die H2S-induzierte Hemmung der mitochondrialen Atmung in
Immunzellen zu untersuchen. Als Immunzellen verwendeten wir
Alveolarmakrophagen, da diese als zentrale immunregulatorische Zellen der
Lunge gelten und somit bei einer möglichen klinischen Verwendung während der
Inhalation mit H2S permanent hohen Konzentrationen ausgesetzt sind.
Wir untersuchten mit Hilfe der Respirometrie in einer stabilen murinen
Alveolarmakrophagenzelllinie (AMJ2-C11) die H2S-vermittelte Hemmung der
mitochondrialen Atmung und damit die H2S-induzierte COX-Hemmung in-vitro bei
25 und 37°C. Besondere Aufmerksamkeit lag dabei auf der Kapazität der Zellen
exogen-zugeführtes H2S zu metabolisieren und damit zu eliminieren. Für die
Inhibition verwendeten wir aufsteigende Konzentrationen des H2S-Donors
Natriumsulfid. Für die Untersuchung der Temperaturabhängigkeit der
Sulfid:Chinon Oxidoreduktase und der COX-Excess Capacity haben wir die
isolierte Inhibition der COX unter physiologischen Bedingungen verglichen mit der
schrittweisen Hemmung der gesamten Atmungskette bei maximaler Aktivität.
Durch diese zwei Parameter werden durch die Zelle am ehesten die Effekte von
exogenem Schwefelwasserstoff moduliert. Um Messungenauigkeiten zu
vermeiden und um die COX-Excess Capacity zu erhalten, führten wir bei gleichen
Bedingungen Kontroll-Titration mit Natriumazid durch, ein Inhibitor der Cytochrom-
C Oxidase der von der Zelle nicht metabolisiert wird.
Bei unseren Versuchen fanden wir heraus, dass die AMJ2-C11-Zellen bei
niedrigen Titrationsraten eine größere Kapazität haben exogen zugeführtem H2S
zu wiederstehen. Dieses Phänomen war bei 25°C deutlich ausgeprägter als bei
37°C.
Durch unsere Resultate kamen wir zu der Schlussfolgerung, dass unsere von
Makrophagen abgeleitete Zelllinie temperaturabhängig in der Lage ist, H2S zu
eliminieren und eine veränderte Toleranzschwelle gegenüber Schwefelwasserstoff
aufweist.Durch hypotherme Umgebungsbedingungen kann der Effekt von exogen
appliziertem H2S auf Immunzellen so moduliert werden, dass damit längere
Expositionen mit H2S-Konzentrationen im Status einer Suspended Animation ohne
Schaden überstanden werden könnten. Dieser Zustand geht mit einem
reduzierten Sauerstoffverbrauch einher und könnte sich besonders im Schock
durch das vorherrschende Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und -bedarf
günstig auf dieses Ungleichgewicht ausüben. Im Hinblick auf eine klinische
Anwendung könnte diese Tatsache besonders in der Transplantationschirurgie
einen wertvollen Aspekt im Kampf gegen die zeitliche Kritikalität dieser Entität
darstellen. Eine Anwendbarkeit im klinischen Alltag wird sich in Zukunft jedoch
zeigen müssen.
Date created
2015
Subject headings
[GND]: Schwefelwasserstoff | Temperaturabhängigkeit[LCSH]: Hydrogen sulfide
[MeSH]: Cell respiration | Temperature
[Free subject headings]: Mitochondriale Atmung
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-4006
Klinger, Saskia (2016): Temperaturabhängigkeit der Effekte von Schwefelwasserstoff auf die mitochondriale Atmung. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-4006
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