Einfluss von Leitlinien auf den Behandlungsprozess vigilanzgeminderter Patienten in der Notaufnahme : eine retrospektive Sekundärdatenanalyse

Erstveröffentlichung
2021-10-20Authors
Schmidt, Denise
Referee
Kulla, MartinJesse, Sarah
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
Bundeswehrkrankenhaus Ulm (BWK)UKU. Klinik für Neurologie
Abstract
In der Notaufnahme stellen Bewusstseinsstörungen einen der häufigsten Vorstellungs- und Einweisungsgründe dar. Die Ursachen einer Störung des Bewusstseins sind vielfältig, was die ätiologische Zuordnung häufig überaus erschwert. Aufgrund der Vielzahl an Differenzialdiagnosen werden die typischen Erkrankungsbilder verschiedener Fachrichtungen berührt. In den letzten Jahren stieg stetig die Nachfrage nach einer algorithmischen, schnellen und standardisierten Herangehensweise, die dabei helfen soll, eine spezifische Diagnose zu stellen. Daher war es Ziel der Arbeit zu beurteilen, in wieweit anerkannte Leitlinien und Behandlungsempfehlungen einen Einfluss auf den Behandlungsprozess vigilanzgeminderter Patienten in einer Notaufnahme haben. Zentrale Frage dieser Arbeit war, ob Patienten, zu deren Diagnose eine Leitlinie vorliegt, standardisierter behandelt werden als Patienten, zu deren Diagnose keine Leitlinien vorliegen und ob dadurch der Einfluss einer Leitlinie auf die Uniformität der Versorgung nachgewiesen werden kann.
Um diese Fragen zu beantworten, wurde die Kenngröße „Prozesstreue“ hergeleitet, mit der es möglich war, die Gleichförmigkeit der Versorgung von mehreren Subgruppen zu beurteilen und miteinander zu vergleichen. Dabei kann die Prozesstreue Werte von 0,0, entsprechend einer hohen Prozesstreue bis 0,5, entsprechend einer niedrigen Prozesstreue annehmen. Es erfolgte die Einteilung des Gesamtkollektivs in zwei Hauptgruppen und fünf Abschlussdiagnosegruppen. Die Hauptgruppen wurden gebildet durch die Gruppe „Leitlinienpatient“ und „Nicht-Leitlinienpatient“, ebenso wurden die Abschlussdiagnosegruppen gebildet durch die Gruppen „Akut zentrale Neurologie“, „Schädel-Hirn-Trauma“, „Zerebraler Krampfanfall“, „Intoxikation“ und „Sonstiges“. Die deskriptive Beschreibung des Versorgungsprozesses erfolgte im Sinne einer retrospektiven Sekundärdatenanalyse. Bei der deskriptiven Auswertung wurde überwiegend mit Häufigkeiten gerechnet. Zur Auswertung der stetigen Parameter wurden deskriptive Verfahren wie Minimum, Maximum, Mittelwert, Standardabweichung und Median verwendet.
Innerhalb der Abschlussdiagnosegruppen konnten Abstufungen in den Prozesstreuewerte zwischen Abschlussdiagnosen, denen Leitlinien zugrunde liegen und Abschlussdiagnosen, denen keine Leitlinien zugrunde liegen gezeigt werden. Es zeigte sich, dass die Prozesstreuewerte aller Abschlussdiagnosegruppen jedoch im Bereich der mittleren Prozesstreue lagen. Es ist davon auszugehen, dass Patienten, deren Diagnose Leitlinien zugrunde liegen, nicht einheitlicher behandelt werden, als Patienten zu deren Abschlussdiagnose keine Leitlinien vorliegen. Das bedeutet, dass Diagnosen ohne zugrundeliegenden Empfehlungen ähnlich uniform versorgt werden wie Diagnosen mit zugrundeliegenden Empfehlungen. Es konnte gezeigt werden, dass Leitlinien keinen Einfluss auf die Uniformität des initialen Versorgungsprozesses in der Notaufnahme bei vigilanzgeminderten Patienten haben. Bereits etliche Publikationen haben sich mit der Versorgung von vigilanzgeminderten Patienten beschäftigt und haben dabei ein leitsymptombasiertes Vorgehen thematisiert . Auch die Ergebnisse dieser Studie deuten auf einen Paradigmenwechsel von der diagnosebasierten hin zur symptom- bzw. leitsymptomorientierten Versorgung von Patienten mit Vigilanzminderung.
Date created
2020
Subject headings
[GND]: Bewusstsein | Koma <Medizin> | Aufmerksamkeit | Ambulanz[MeSH]: Consciousness | Coma | Attention | Guideline
[Free subject headings]: Notaufnahme | Leitlinien | Vigilanz | Vigilanzminderung
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-39195
Schmidt, Denise (2021): Einfluss von Leitlinien auf den Behandlungsprozess vigilanzgeminderter Patienten in der Notaufnahme : eine retrospektive Sekundärdatenanalyse. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-39195
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