Klinische Untersuchung von Unterkieferrekonstruktionen unter Verwendung patientenspezifisch vorgebogener Rekonstruktionsplatten: Ein Vergleich zwischen dem Standardverfahren und einem Übertragungsschlüsselverfahren
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätAbstract
Die Mandibula übernimmt im menschlichen Körper wichtige Aufgaben wie Schlucken, Sprechen und das Zerkleinern von Nahrung und ist für ein harmonisches Erscheinungsbild des Gesichts äußerst wichtig. Muss aufgrund von Krebserkrankungen, Osteomyelitiden, Osteonekrosen, Zysten etc. eine Unterkieferteilresektion durchgeführt werden, so soll die Funktion und Ästhetik der Mandibula weitestgehend erhalten bleiben, damit die oben aufgeführten Aufgaben weiterhin erfüllt werden können. Handelt es sich um eine Kontinuitätsresektion, muss gewährleistet werden, dass die Position des verbleibenden Knochenstumpfes und vor allem des Kondylus durch die Resektion und alloplastische Rekonstruktion nicht verändert wird, da anderenfalls Schmerzen und Funktionsstörungen entstehen können. Um dies zu gewährleisten, werden verschiedene Operationstechniken zur Positionierung der Rekonstruktionsplatten angewendet. In dieser Arbeit wurden zwei Techniken, die in der Literatur beschriebene Standardmethode und die sogenannte Übertragungsschlüsselmethode nach Wilde, hinsichtlich ihrer Repositionsgenauigkeit verglichen.
Hierzu wurden 57 Patienten in die Studie aufgenommen, bei denen eine Unterkieferteilresektion im Bundeswehrkrankenhaus Ulm durchgeführt wurde. Neben Komplikationen, knöcherner Rekonstruktion und Daten zur Operation, wurde auch dokumentiert, ob die Patienten postoperativ eine gesicherte und störungsfreie Okklusion aufwiesen. Mit Hilfe des Softwareprogamms iPlan® CMF 3.0 konnten zum Vergleich der Operationstechniken 42 prä- und postoperative Computertomographie-Datensätze zwischen genau definierten anatomischen Landmarken, wie innerster und äußerster Punkt des Kondylus, tiefster Punkt der Incisura mandibulae, Spitze der Lingula, Spitze des Proc. coronoideus und kaudalster Punkt des Kieferwinkels, vermessen werden. Anschließend wurde die Differenz aus den ermittelten Distanzen gebildet. Der Mann-Whitney-Test für alle Distanzen zusammen ergibt für den Vergleich zwischen Übertragungsschlüssel- und Standardmethode mit präoperativ vorgebogenen Platten einen signifikanten Unterschied mit einem Wert von p=0,006 zugunsten der Übertragungsschlüsselmethode. Bei Betrachtung der sechs Distanzen im Einzelnen zeigt sich kein signifikanter Vorteil einer Methode. Somit ist belegt, dass die mit der Übertragungsschlüsselmethode erzielten Rekonstruktionsergebnisse nicht ungenauer sind als die mit der Standardmethode durchgeführten Rekonstruktionen.
Bei der angewandten Messmethode ist mit kleinen Messfehlern durch den Abbildungsfehler der Computertomographie zu rechnen, welche jedoch klinisch irrelevant sind. Generell führen beide Operationstechniken im Durchschnitt zu einer Abnahme der Breite der Mandibula, wobei diese bei der Standardmethode stärker, jedoch ohne statistische Signifikanz, ausfällt als bei der Übertragungsschlüsselmethode.
Diese Ergebnisse belegen, dass die Übertragungsschlüsselmethode bei korrekter und sorgfältiger Anwendung genauere Rekonstruktionsergebnisse liefert als die Standardmethode. Sie stellt somit insbesondere bei solchen Patienten, bei denen die Standardmethode aufgrund der klinischen Bedingungen nicht angewendet werden kann oder sollte, eine effektive und klinisch ausreichend genaue Methode dar.
Date created
2014
Subject headings
[GND]: Unterkieferplastik[MeSH]: Dental implants | Tomography, X-ray computed
[Free subject headings]: CT measurements | Mandible reconstruction | Mandible STL models | Patient specific implants | Pre-bent mandible reconstruction plates | Pre-formed mandible reconstruction plates
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-3607
Kletsch, Katharina (2015): Klinische Untersuchung von Unterkieferrekonstruktionen unter Verwendung patientenspezifisch vorgebogener Rekonstruktionsplatten: Ein Vergleich zwischen dem Standardverfahren und einem Übertragungsschlüsselverfahren. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-3607
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