Bewegungseinschränkende Maßnahmen bei dementen alten Menschen in der Psychiatrie
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätAbstract
Die prospektive Beobachtungsstudie untersucht die Anwendung von bewegungseinschränkenden Maßnahmen (synonym: Fixierungen) in der stationären Gerontopsychiatrie als einen wichtigen Aspekt des Problemfeldes Gewalt gegen alte Menschen in Institutionen.
Von allen gerontopsychiatrischen Patienten (n = 122) wurden 30,3 % mindestens einmal im Verlauf fixiert. Ca. 80 % der fixierten Patienten entfielen auf die Diagnosegruppe Demenzen und Delire (n = 60), hier wurde jeder zweite Patient fixiert. Die Entscheidung über den Einsatz von Fixierungen fiel in über 80 % am ersten oder zweiten Behandlungstag. Einmal eingesetzt, wurden Fixierungen in der Mehrzahl der Fälle regelmäßig über viele Tage und bei über 80 % im täglichen Durchschnitt länger als 8 Stunden aufrechterhalten. Damit wurden Fixierungen häufig, wenn nicht zu häufig angewendet. Die häufigsten ärztlichen Begründungen für Fixierungen waren psychomotorische Unruhe/Rastlosigkeit und Sturzgefährdung.
Mit abnehmenden Alltagsfähigkeiten nahm die Wahrscheinlichkeit einer Fixierung bei dementen alten Menschen zu. Ein besonders hohes Risiko einer Fixierung hatten Patienten mit einer erheblichen Mobilitätseinschränkung. Mögliche Co-Faktoren stellten wiederholt auftretendes verbales und körperliches Störverhalten dar, z.B. ständiges Einfordern von Aufmerksamkeit.
Fixierungen sind nicht immer vermeidbar, sind allerdings selbst nicht ohne Risiken und stellen einen schweren Eingriff in das Grundrecht des Menschen auf persönliche Freiheit dar. Als dauerhafte "vorsorgliche Schutzmaßnahme" bei Sturzgefährdung bzw. als Maßnahme bei Störverhalten müssen sie jedoch nach aktuellem Stand des Wissens in Frage gestellt werden. Zu fordern wären verbindliche Richtlinien für einen differenzierteren Umgang mit Fixierungen unter Berücksichtigung von Alternativen (z.B. Hüftprotektoren), Fortbildung, aber auch Supervision zur Reflexion "irrationaler" Entscheidungsfaktoren auf der Beziehungsebene Patient/Helfer im Umgang mit Fixierungen.
Date created
2002
Subject headings
[GND]: Alterspsychiatrie | Demenz | Fixierung | Psychomotorische Unruhe[MeSH]: Dementia. Complications
[Free subject headings]: Agitation | Bewegungseinschränkende Maßnahmen | Physical restraint
Metadata
Show full item recordDOI & citation
Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-201
Bredthauer, Doris (2003): Bewegungseinschränkende Maßnahmen bei dementen alten Menschen in der Psychiatrie. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-201
Citation formatter >