Tabakentwöhnungsbehandlung bei Heimbewohnern mit schwergradigen chronifizierten psychiatrischen Erkrankungen und somatischer Komorbidität : eine Beobachtungsstudie

Erstveröffentlichung
2019-07-17Authors
Bessey, Christiane
Referee
Hermle, LeopoldZolk, Oliver
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Institut für Naturheilkunde und Klinische PharmakologieExternal cooperations
Christophsbad GmbH & Co. (Göppingen), ChristophsheimAbstract
Der Anteil der Raucher in der Allgemeinbevölkerung hat in den letzten Jahren stark abgenommen. Ein vergleichbarer Effekt ist bei psychisch kranken Rauchern nicht erkennbar. Die Raucherprävalenz unter Personen mit einer Schizophrenie ist mit mehr als 60 % sehr hoch. Dabei ist zu beachten, dass psychisch kranke Menschen durchschnittlich 10-15 Jahre früher sterben als die Allgemeinbevölkerung. Dabei spielt der übermäßige Tabakkonsum eine wichtige Rolle für diese Übersterblichkeit.
In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob chronisch psychisch erkrankte Bewohner in einem psychiatrischen Langzeitwohnbereich an einer Raucherentwöhnung erfolgreich teilnehmen können. Des Weiteren beobachteten wir, ob eine kontinuierliche Zigarettenreduktion für diese Patientenklientel eine Alternative gegenüber einem abrupten Rauchstopp darstellt. Mit Hilfe verschiedener Fragebögen sowie regelmäßigen Kohlenmonoxidmessungen wurden 21 Probanden während der 26 Kurswochen der Raucherentwöhnung und des 3-monatigen Nachbeobachtungszeitraumes untersucht. Neben dem Rau-cherstatus und der Rauchercharakteristika wurden die Stärke der Nikotinabhängigkeit (Fagerström Test der Nikotinabhängigkeit), die Motivation zur Abstinenz, das Rauchve-langen (Questionnaire of Smoking Urges-brief), der Grad der Depressivität (Becks Depression Inventar) und die Entzugssymptomatik (Minnesota Nicotine Withdrawal Scale-Revised) erhoben.
Insgesamt waren 56,16 % der Heimbewohner Raucher. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass auch chronisch psychisch kranke Personen erfolgreich eine Raucherentwöhnung absolvieren können. 19,05 % (n = 4) der Studienteilnehmer waren zum Ende der Befragung noch rauchfrei. Sie kamen bis dahin auf eine durchschnittliche rauchfreie Zeit von 6 Mo-naten (SD = 1,77). Weitere 4 Probanden hatten eine abstinente Phase während dem Verlauf der Studie, konnten diese jedoch nicht bis zum Ende der Nachbefragung aufrechterhalten. Von allen Probanden (n = 8), die im Verlauf der Datenerhebung eine rauchfreie Zeit hatten, konnte nur ein Proband einen abrupten Rauchstopp absolvieren. Die restlichen 7 Probanden reduzierten die Zigarettenanzahl kontinuierlich, bevor ein vollständiger Rauchstopp erfolgte und alle Studienteilnehmer (n = 4), die am Ende der Nachbefragung noch abstinent waren, erreichten dies über eine vorherige Reduktion des Tabakkonsums.
Eine Raucherentwöhnung bei chronisch psychisch und somatisch erkrankten Heimbewohnern erscheint nach den vorliegenden Daten als durchführbar und sowohl präventiv als auch suchtmedizinisch bedeutsam. Die Patienten sollten motiviert werden den Zigarettenkonsum kontinuierlich zu reduzieren, wenn ein abrupter Rauchstopp scheitert. Ob rauchfreie Stationen im Heimbereich einführbar sind und inwieweit sich dies positiv auf die Abstinenzraten auswirkt, muss in weiteren Studien gezeigt werden. Eine Raucherentwöhnungstherapie sollte aber in jedem Fall - nach Exploration des Rauchstatus - ein festes Angebot im Heimbereich bilden, da dies aufgrund der langen Aufenthalte eine gute Möglichkeit für eine erfolgreiche Tabakentwöhnung darstellt.
Date created
2017
Subject headings
[GND]: Raucherentwöhnung | Psychiatrie | Stationäre psychiatrische Versorgung | Psychisch Kranker | Tabakkonsum[MeSH]: Tobacco use disorder | Mentally ill persons | Mental disorders | Smoking cessation
[Free subject headings]: Tabakentwöhnung | Psychisch kranke Heimbewohner
[DDC subject group]: DDC 150 / Psychology | DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-16433
Bessey, Christiane (2019): Tabakentwöhnungsbehandlung bei Heimbewohnern mit schwergradigen chronifizierten psychiatrischen Erkrankungen und somatischer Komorbidität : eine Beobachtungsstudie. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-16433
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