Langzeitverlauf bei Patienten mit dissoziativen Anfällen mit und ohne zusätzlich bestehender Epilepsie

Erstveröffentlichung
2019-01-14Authors
Brämisch, Laura
Referee
Uhlmann, CarmenWietersheim, Jörn von
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
Zentrum für Psychiatrie WeissenauUKU. Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Abstract
In der vorliegenden Studie wurden Patienten, die im Zeitraum 2000 bis 2014 das Zentrum für Psychiatrie in der Weissenau aufgesucht haben und die Diagnose F44.3 dissoziative Anfälle erhalten haben, mittels eines Fragebogens zu ihrer Erkrankung nachbefragt. Ziel hierbei war es, herauszufinden wie es den Patienten nach einer so langen Zeit heute geht, wie sich ihre Anfälle entwickelt haben und ob es Unterschiede in der Therapie bei Patienten mit und ohne zusätzliche Epilepsie gibt. Unsere Studie, stützt trotz einer geringen Fallzahl von n=63, die Aussagen anderer bereits bestehender Studien. Im Allgemeinen bleiben dissoziative Anfälle auch noch nach heutigem Wissenstand schwer zu therapieren. Die Ursache darin liegt vermutlich an den häufig begleitenden psychischen Komorbiditäten, wie Depressionen und Persönlichkeitsstörungen. Medikamente zur Therapie von psychischen Komorbiditäten können nur begrenzt eingesetzt werden und wirken daher nur unterstützend in der Therapie von dissoziativen Anfällen. Fast alle Patienten (ca. 74%) konnten unabhängig von ihren Nebendiagnosen auf Dauer eine Anfallsreduktion erzielen. Eine komplette Anfallsfreiheit von >1 Jahr erzielten nur etwa ein Drittel der Patienten. Therapieunterstützend wirkten dabei Problembewältigung durch Psychotherapie, Erkennen und Behandeln von psychischen Komorbiditäten, Beseitigung familiärer Konflikte und die Einnahme selektiv ausgewählter Medikamente. Psychotherapie schien in der vorliegenden Untersuchung zwar objektiv keinen signifikanten Effekt auf die Anfallsfrequenz zu haben, aber beeinflusste das Leben mit dissoziativen Anfällen subjektiv positiv. Faktoren wie Familie, Freundschaft und Partnerschaft als auch Medikamente waren für die Patienten subjektiv positive Gründe für die Verbesserung ihrer dissoziativen Anfälle. Die Langzeitprognose von Patienten mit dissoziativen Anfällen ist schwer einzuschätzen. Der Outcome (Anfallsfreiheit > 1 Jahr und Arbeitssituation) nach Reuber et al. 2003 ist jedoch ein gutes Mittel zur Einschätzung von dissoziativen Anfällen. Die Verknüpfung von Anfallsfreiheit und Arbeitssituation scheint im Wesentlichen die Lebensqualität der Patienten widerzuspiegeln. Durch die erneute Integration ins Arbeitsleben scheint auch das soziale Umfeld wieder aufgebaut zu werden. Dies beeinflusst die Lebensqualität wiederum positiv. Arbeit und Anfallsfreiheit scheinen aussagekräftige Prädiktoren für den positiven Langzeitverlauf von dissoziativen Anfällen zu sein. Patienten mit einer zusätzlichen Epilepsie waren im Vergleich zu Patienten ohne eine Epilepsie, nicht schlechter gestellt oder schwerer zu therapieren. Sie erzielten ähnlich häufig eine Anfallsremission und einen vergleichbaren Outcome (Anfallsfreiheit und Arbeitsplatzsituation). Eine zusätzliche Epilepsie ist somit kein Negativ-Faktor in der Therapie von dissoziativen Anfällen. Soziale Reintegration in ein selbstständiges Privat- und Arbeitsleben, psychische Stabilisierung sowie die Anfallsfreiheit sollten die Ziele in der Therapie von dissoziativen Anfälle sein.
Date created
2018
Subject headings
[GND]: Epilepsie | Anfallsleiden | Krampfanfall[MeSH]: Seizures
[Free subject headings]: Langzeitverlauf | PNEA | Dissoziative Anfälle | Psychogene nicht-epileptische Anfälle
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-11271
Brämisch, Laura (2019): Langzeitverlauf bei Patienten mit dissoziativen Anfällen mit und ohne zusätzlich bestehender Epilepsie. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-11271
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