Cardiopulmonale Reanimation während eines simulierten Rettungseinsatzes mit Hubschraubertransport : Sind Reanimationsgeräte eine effektive Alternative zur manuellen Herzdruckmassage?

Erstveröffentlichung
2018-07-09Authors
Kümmerle, Simone
Referee
Helm, MatthiasAlexander, Schramm
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
Bundeswehrkrankenhaus Ulm (BWK)UKU. Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Abstract
Deutschlandweit kommt es pro Jahr in 63-101 Fällen/100.000 Einwohner im präklinischen Umfeld zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Hier muss unter bestimmten Umständen (z.B. bei Hypothermie, Intoxikation, Thrombolyse) eine Reanimation unter Transportbedingungen in die nächste geeignete Zielklinik erwogen werden. Selbst professionelles Personal hat Schwierigkeiten langanhaltend eine hochwertige Cardiopulmonale Reanimation (CPR) durchzuführen. Oftmals sind die Thoraxkompressionen nicht ausreichend tief und die Hands-off-Zeiten zu lang, was sich durch Fahr- und Bewegungseinflüsse während des Transportes noch deutlich verstärkt. Reanimationsgeräte sind in den aktuellen Guidelines des European Resuscitation Council (ERC) als eine Alternative bei langdauernden Reanimationen aufgeführt, diese könnten zu einer Verbesserung der CPR während des Transports führen.
In dieser experimentellen Studie wurde die Qualität der Thoraxkompressionen durch die Reanimationsgeräte Animax mono (Firma Alber Antriebstechnik, Albstadt, Deutschland), AutoPulse (Firma Zoll Medical Deutschland, Köln, Deutschland) sowie LUCAS 2 (Firma JoLife, Lund, Schweden) mit der manuellen CPR während des simulierten Transports in einem Rettungshubschrauber (RTH) verglichen. Hierbei wurde die Qualität der Kompressionen anhand der aktuell gültigen Reanimationsleitlinien 2010 des ERC beurteilt (Kompressionsfrequenz, Drucktiefe, No-Flow-Time, Kompressionen mit falschem Druckpunkt, Kompressio-nen mit fehlender Entlastung).
Pro Gruppe wurden 10 Versuche durchgeführt. Das Versuchsszenario beinhaltete die Geräteanlage, eine Tragestrecke zum und vom RTH sowie eine 10-minütige Reanimation im RTH. Alle Probanden waren medizinisches Fachpersonal und in die Geräte eingewiesen, die Versuche fanden in einer BK 117 B-2 (Airbus Helicopters, Donauwörth, Germany) statt. Als Simulator diente das Ganzkörpermodell AmbuMan MegaCode Wireless (Ambu, Bad Nauheim, Germany). Dessen Thoraxhöhe wurde mittels einer Rückenplatte (Ambu, Bad Nauheim, Germany) auf die Maße eines durchschnittlichen Erwachsenen vergrößert.
Bei der manuellen Reanimation (mCPR) wurde mit 129/min (116-148/min) zu schnell und mit zu geringen Drucktiefen von 41,4 mm (33,5-47,7 mm) reanimiert. Während Versuchsabschnitten mit hoher Dynamik zeigte sich eine verminderte Qualität der Kompressionen.
Die Anlage des Animax mono erfolgte mit 7,3 s (3,1-16,7 s) am schnellsten, gefolgt von LUCAS 2 mit 17,5 s (5,5-43,3 s). Die Anlagedauer von AutoPulse lag in 3 der 10 Versuche bei über 30 s, durchschnittlich wurden 27,1 s (16,7-49,9 s) benötigt. Hatten die Geräte jedoch ihre Tätigkeit einmal aufgenommen, arbeiteten sie im Gegensatz zur manuellen Reanimation mit deutlich geringeren Unterbrechungen.
Hinsichtlich Kompressionsfrequenz, Kompressionstiefe und korrekter Druckpunkte zeigte LUCAS 2 signifikant bessere Ergebnisse bei der Umsetzung der ERC Guidelines 2010 als die mCPR. Während Animax mono seine Vorteile in der kurzen Geräteanlagezeit hatte, waren die Kompressionen nicht ausreichend tief. Beim Ein- und Ausladen in den Hubschrauber kam es zum Anstoßen des Hebels an der Hubschrauberdecke, woraus ein Anstieg fehlender Entlastungen resultierte. Die Geräteposition sollte daher nach dem Ein- und Entladen auf korrekte Positionierung hin überprüft werden.
Aufgrund seiner semi-zirkulären Arbeitsweise und Werkseinstellung entsprach AutoPulse nicht den Vorgaben des ERC. Jedoch wird das Gerät in den Guidelines selbst als Alternative aufgeführt. In unserer Versuchsserie zeigte sich das Gerät fehleranfällig.
Manuelle Kompressionen sind während eines Hubschrauberfluges von unzureichender Qualität. Für geübte Retter stellen die Reanimationsgeräte somit eine mögliche Alternative dar. Dabei war mit allen Geräten das Versuchsszenario durchführbar, jedoch erfüllte LUCAS 2 die aktuellen Empfehlungen des ERC am besten.
Date created
2015
Subject headings
[GND]: Herzstillstand | Wiederbelebung | Rettungswesen[MeSH]: Cardiopulmonary resuscitation | Emergency treatment; Methods
[Free subject headings]: Herzdruckmassage | AutoPulse | Animax mono | Lucas 2 | out-of-hospital cardiac arrest (OHCA) | Reanimationsgeräte | Rettungshubschrauber | Herz-Kreislauf-Stillstand | Reanimation
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-7947
Kümmerle, Simone (2018): Cardiopulmonale Reanimation während eines simulierten Rettungseinsatzes mit Hubschraubertransport : Sind Reanimationsgeräte eine effektive Alternative zur manuellen Herzdruckmassage? Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-7947
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