Untersuchung der Wirkung von Pioglitazon auf die Gefäßwanddicke der Arteria carotis bei nicht-diabetischen Patienten mit gesicherter Arteriosklerose

Erstveröffentlichung
2018-03-07Authors
Kappert, Annika
Referee
Rasche, VolkerKratzer, Wolfgang
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für Innere Medizin IIUKU. Klinik für Innere Medizin I
Abstract
In Deutschland gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit über 38 % zu den häufigsten
Todesursachen. Hauptverantwortlich hierfür ist unter anderem die Arteriosklerose. Die
Intima-Media-Dicke (IMT) der A. carotis communis ist bekannt als Marker für atherosklerotische
Veränderungen. Die Chronifizierung und auch Folgeschäden bei Erkrankung
zu verhindern, ist einer der medikamentösen Ansatzpunkte von Pioglitazon.
Pioglitazon ist ein orales Antidiabetikum bei Typ 2 Diabetes mellitus. Es ist ein Insulin-
Sensitizer zur Zweit- oder Drittlinien-Therapie. Spezifische Kernrezeptoren (Peroxisome
Proliferator Activated Receptor, PPAR) werden über Pioglitazon aktiviert. Als Ligand
am PPAR-gamma reguliert es den Glukose- und Lipidstoffwechsel. Als Agonist am
PPAR-alpha beeinflusst es die Genexpression des Lipidstoffwechsels und hemmt so
die Inflammation sowie die Atherogenese. Es verbessert die diabetische Dyslipidämie
über eine Reduktion der Triglyceride sowie eine Erhöhung der HDL-(High Density
Lipoprotein) Cholesterin-Werte und verkleinert die IMT.
Die A. carotis kann mittels digitaler Subtraktionsangiographie, CT-Angiographie, Sonographie
oder Magnetresonanztomographie (MRT) dargestellt werden. In unserer Studie
erfolgten nach einer routinemäßigen Time-of-Flight Angiographie zur Darstellung des
Gefäßverlaufs mit Zentrierung auf den Carotisbulbus T1-, T2- und PD-gewichtete
Black-Blood-Turbo-Spin-Echo-Sequenzen mit einem 1,5 Tesla MRT für die Darstellung
der Gefäßwand. Untersucht wurden die Größen Fläche, maximale Dicke und mittlere
Dicke der Gefäßwand. Die MRT-Bilder wurden winkelabhängig in drei verschiedene
Qualitäten eingeteilt: bei der sich die Gefäßwand über 360 Grad komplett gut, sich nur
bestimmte Winkelbereiche oder sich keine Winkelbereiche darstellten.
In dieser randomisierten, Placebo-kontrollierten, doppelblinden Studie wurden 50 Patienten
mit einer als Arteriosklerose definierten Gefäßerkrankung eingeschlossen. Es wurde
ein Diabetes mellitus und deren Vorformen ausgeschlossen. Die Patienten erhielten über
24 Monate 45 mg Pioglitazon als Add-on-Therapie. Initial, nach zwölf Monaten und
nach 24 Monaten folgten Bildgebungen mittels MRT der A. carotis an drei definierten Stellen auf jeder Körperseite sowie klinische Untersuchungen und Blutentnahmen mit
Stoffwechselparametern, auf die Pioglitazon einen Einfluss haben kann. Pioglitazon
verursachte im Verlauf keine signifikanten Veränderungen bei den Vitalparametern,
im Glukosestoffwechsel, im Lipidstoffwechsel oder bei anderen Laborparametern wie
Nieren-, Leberwerte oder Gesamt-Creatinkinase.
In der Pioglitazon-Gruppe zeigten die MRT-Messungen die Tendenz, dass die Fläche,
die maximale Dicke und die mittlere Dicke der Gefäßwand in der winkelunabhängigen
Auswertungen über 24 Monate eher zunahmen. Die Zunahme betrug im Maximum
+0,84 mm2 bei der Fläche, +0,06 mm bei der maximalen Dicke und +0,04 mm bei
der mittleren Dicke. Nur die mittlere Dicke der Gefäßwand in der winkelabhängigen
Auswertung nahm ab (Maximum −0,09 mm). Alle Unterschiede waren nicht signifikant.
In Studien mit diabetischen Patienten zeigte Pioglitazon eine Verbesserung der diabetischen
Dyslipidämie über eine Reduktion der Triglyceride sowie Erhöhung der
HDL-Cholesterin-Werte. In unserer Studie mit nicht-diabetischen Patienten zeigten sich
keine signifikanten positiven Veränderungen auf den Glukose- oder Lipidstoffwechsel. Es
ist also nicht eindeutig zu sagen, ob Pioglitazon eine diabetische Dyslipidämie braucht,
um den Lipidstoffwechsel bzw. eine diabetische Stoffwechsellage, um den Glukosestoffwechsel
positiv zu beeinflussen.
Andere Studien mit diabetischen Patienten zeigen die Reduktion der IMT der A. carotis
communis unter Pioglitazon um −0,001 bis −0,084 mm. Gemessen wurde in diesen
Studien mittels Ultraschall. Die Gefäßdicke im MRT ist nicht mit der IMT im Ultraschall
gleich zu setzen. Während man im Ultraschall die Dicke der Intima und Media misst,
beinhaltet die Gefäßdicke im MRT zusätzlich die Adventitia. In unserer Studie zeigten
sich keine signifikanten Veränderungen der Gefäßwand. Andere Studien zeigten, dass
unter anderem die Abnahme der IMT der A. carotis abhängig von einer verbesserten
Glukose-Kontrolle bei Typ 2 Diabetikern unter Pioglitazon ist. Es lässt sich nicht beurteilen,
ob Pioglitazon eine Wirkung auf die Dicke der Gefäßwand bei nicht-diabetischen
Patienten haben muss.
Eine Bildgebung der Arteriosklerose ist mittels MRT mit einer Auflösung von 0,45 x
0,45 x 2 mm3 aktuell möglich. Zum Screening von asymptomatischen Patienten sollten
Ultraschall- und MRT-Messungen der A. carotis im klinischen Alltag kombiniert werden.
Date created
2017
Subject headings
[GND]: Pioglitazon | Kernspintomografie | Arteriosklerose | Lipidstoffwechselstörung | Diabetes mellitus[MeSH]: Magnetic resonance imaging | Vascular diseases | Diabetic angiopathies; Diagnosis | Lipid metabolism disorders | Diabetes mellitus
[Free subject headings]: MRT | Dyslipidämie | IMT | Gefäßwanddicke
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-5644
Kappert, Annika (2018): Untersuchung der Wirkung von Pioglitazon auf die Gefäßwanddicke der Arteria carotis bei nicht-diabetischen Patienten mit gesicherter Arteriosklerose. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-5644
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