Inflammation und Sarkopenie bei allogenen Stammzelltransplantationspatienten
Erstveröffentlichung
2023-09-28Authors
Moebes, Elena
Referee
Steinacker, JürgenBunjes, Donald
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
Universität UlmUKU. Klinik für Innere Medizin III
UKU. Klinik für Innere Medizin II
Abstract
Bei malignen Erkrankungen des blutbildenden oder lymphatischen Systems stellt die allogenen Stammzelltransplantation oftmals die einzige kurative Therapiemöglichkeit dar. Im Rahmen des stationären Aufenthalts auf der Transplantationsstation sind die Patienten über mehrere Wochen isoliert. Im Anschluss zeigt sich teilweise eine alltagsrelevante Verschlechterung von Kraft, Gleichgewicht und anderen sportmotorischen Fähigkeiten. Bisher ist allerdings ungeklärt, warum manche Patienten stärkere Verluste erleiden als andere. Ziel dieser Studie war es daher herauszufinden, wodurch die Verschlechterung bedingt wird, ob es prästationär schon Risikoparameter gibt, die einen schlechteren Verlauf begünstigen, und ob es protektive Maßnahmen zur Verhinderung des Abbaus gibt. Im Rahmen dieser Studie sollten geeignete Parameter identifiziert werden, um sie in einer Multi-Center-Studie zu verifizieren.
Zur Untersuchung der Fragestellungen wurde eine prospektive Studie an 26 Patienten durchgeführt, welche vor (=T0) und während (=T1) des stationären Aufenthalts sowie kurz vor Entlassung (=T2) im Verlauf auf sportmotorische Fähigkeiten und Blutwerte untersucht wurden. Zusätzlich wurde die körperliche Aktivität auf Station durch die Patienten dokumentiert, die frühere körperliche Aktivität anhand von Fragebögen eingeschätzt und klinische Parameter wie das Auftreten von einer Graft-versus-Host-Disease sowie verabreichter Glukokortikoidosis ermittelt.
Für die Identifikation von Zusammenhängen wurden die fünf Patienten mit den maximalen Verlusten in der Handkraft und die Patienten mit den minimalsten Verlusten miteinander verglichen.
Im Rahmen des stationären Aufenthalts war es in der Gesamtgruppe zu einer signifikanten Abnahme der Handkraft um durchschnittlich 4,7 ± 6,36 kg (p=0,004) gekommen. In der Gruppe der größten Handkraftverluste betrug die Abnahme im Mittel 12,89 ± 4,18 kg, in der Vergleichsgruppe war die Handkraft im Durchschnitt sogar um 2,48 ± 5,45 kg gestiegen.
Die allgemeinen Gruppencharakteristika (Alter, Größe, Gewicht, Body-mass-Index, Muskelmasse/m², maximale Sauerstoffaufnahme) unterschieden sich zum Zeitpunkt T0 nicht signifikant.
In der verabreichten Glukokortikoiddosis bestand ebenso kein signifikanter Gruppenunterschied, was die Hypothese der Steroidmyopathie als Ursache der Kraftabnahme unwahrscheinlich macht.
Bezüglich der Blutparameter unterschieden sich die beiden Gruppen lediglich in der Kynurenin- und C-reaktives-Protein-Konzentration zum Zeitpunkt T0 signifikant voneinander, im stationären Verlauf bestanden allerdings keine Unterschiede mehr.
Anhand der Fragebögen stellte sich heraus, dass beide Gruppen ähnlich körperlich aktiv in der Zeit vor T0 sowie vor der Diagnosestellung gewesen waren. Während des stationären Aufenthalts wurde laut der Sportdokumentationsbögen der Patienten ähnlich viel Sport in beiden Gruppen betrieben. Ein protektiver Effekt von körperlicher Aktivität konnte in diesem Zusammenhang also nicht hergestellt werden, allerdings wurde die Sportdokumentation durch die Patienten auch nur sehr sporadisch durchgeführt.
Zusammenfassend bleibt die Frage, was Patienten ausmacht, die mehr an sportmotorischen Fähigkeiten im Rahmen der allogenen Stammzelltransplantation verlieren, im Rahmen dieser Studie unbeantwortet. Es konnte kein klarer Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität, der Glukokortikoiddosis, dem Auftreten von Graft-versus-Host-Diseases, einzelnen Blutparametern oder anderen Charakteristika vor der Transplantation hergestellt werden. Dennoch sollten auch die getesteten Parameter im Rahmen von größeren Studienpopulationen nochmals überprüft werden, um Zusammenhänge besser identifizieren zu können. Um den Effekt von körperlicher Aktivität als Begleittherapie zu erproben, sollten Interventionsstudien durchgeführt werden, wodurch die Aktivität expliziter gesteuert und dokumentiert werden könnte.
Schließlich sollten auch weitere Parameter wie die Ernährung, genetische Umstände oder weitere Medikamente als Auslöser untersucht werden, um langfristig die Therapie zu optimieren, das Wohlbefinden und das Outcome der Patienten zu verbessern.
Date created
2022
Subject headings
[GND]: Homotransplantation | Entzündung | Körperliche Aktivität | Muskelatrophie[MeSH]: Transplantation, Homologous | Stem cell transplantation | Sarcopenia | C-reactive protein
[Free subject headings]: Inflammation | Sarkopenie | Steroide | hsCRP | Kynurenin | Fatigue | Allogene Stammzelltransplantation
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-50479
Moebes, Elena (2023): Inflammation und Sarkopenie bei allogenen Stammzelltransplantationspatienten. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-50479
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