Assoziationen von Entzündungsparametern, dem Hämoglobin-Wert und der Erythropoietin-Dosierung bei Dialysepatienten

Erstveröffentlichung
2023-05-30Autoren
Ewert, Thiemo
Gutachter
Kesztyüs, TiborGrissmer, Stephan
Dissertation
Fakultäten
Medizinische FakultätInstitutionen
Institut für Medizinische SystembiologieInstitut für Angewandte Physiologie
Zusammenfassung
Bei chronisch niereninsuffizienten Patienten im dialysepflichtigen Endstadium beinhaltet
die Standardtherapie von Anämien eine Behandlung mit rekombinanten humanen
Erythropoietin (Epo). In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob und inwieweit
ein Zusammenhang zwischen entzündlichen Zuständen und der Höhe der verabreichten
Erythropoiesis-stimulating-Agents (ESA)-Dosis besteht. Ferner wurde analysiert, ob eine
Korrelation zwischen entzündlichen Zuständen und dem Hämoglobinwert nachgewiesen
werde kann. Ziel dieser Analysen war es festzustellen, ob sich aus diesen Ergebnissen
Rückschlüsse für ein verbessertes Behandlungsmanagement ziehen lassen.
Die Daten auf der diese Doktorarbeit basiert, wurden von der Firma ’Cybernius
Medical – Nord-Amerika’, mit Sitz in St. Albert (Kanada) zwischen 2010 und 2016
in sieben Dialysezentren gesammelt und für diese Studie zur Verfügung gestellt. Die
Patientendaten wurden routinemäßig während der Behandlung niereninsuffizienter,
ESA-pflichtiger Patienten (CKD-5D, chronical kidney disease stadium 5 dialysepflichtig)
erhoben und anonymisiert.
Aus dem gesamten Datenkollektiv wurden mit Hilfe eines relationalen Datenbankverwaltungssystems
die Daten selektiert, mit denen sich vollständige Datensätze (mit den
Parametern (1) Leukozyten, Hämoglobin (Hb) und ESA-Dosis bzw. (2) Laktatdehydrogenase
(LDH), Hb und ESA-Dosis) bilden ließen. In Bezug auf die Datensätze zu (1)
konnten die Daten von 2.497 Patienten und zu (2) von 673 Patienten verwendet werden.
Vor der weiteren Auswertung wurden für die einzelnen Parameter Durchschnittswerte
pro Patient berechnet.
In dieser Studie wurden zum einen die wechselseitigen Beziehungen zwischen der
Leukozytenanzahl und dem Hämoglobinwert sowie der Leukozytenanzahl und der
verabreichten ESA-Dosis untersucht. Desweiteren wurde die Abhängigkeit der Höhe der
Laktatdehydrogenase in Bezug auf den Hämoglobinwert sowie auf die Dosierung der
ESAs analysiert. Für jede Fragestellung und für verschiedene Grenzwerte (Leukozyten:
6, 7, 8, 10 und 12K/μl, LDH 280U/l) wurden aus den ermittelten Datensätzen jeweils
2 Gruppen (Gruppe A: Kontrollgruppe mit Daten unterhalb des Grenzwertes, Gruppe
B: Entzündungsverdächtige Gruppe mit Daten oberhalb des Grenzwertes) gebildet und
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auf signifikante Unterschiede bezüglich des Hämoglobins und der ESA/Gewicht-Dosis
getestet.
Die Studie ergab, dass 58,3% der Patienten einen durchschnittlichen Hb aufwiesen, der
sich innerhalb der empfohlenen Leitlinie (10 – 12 g/dl) befand. Die Analyse verifizierte
darüber hinaus einen Zusammenhang zwischen entzündungsverdächtigen Leukozytenwerten
( 8K/μl) und einer signifikanten Abnahme des Hämoglobinwertes. Bei steigender
Tendenz waren es bei einem Leukozyten-Grenzwert von 10K/μl, prozentual gesehen,
mehr als das Doppelte an Patienten (12,8 %), deren Hb-Wert unterhalb des gewünschten
Minimums lag. Patienten, die einen Leukozyten-Wert von 10K/μl aufwiesen, waren
zu 45,1% leitliniengerecht eingestellt.
Ebenso ergab die Studie, dass die Höhe der verabreichten ESA-Dosen ab einem
Leukozyten-Wert von 10K/μl signifikant zunahmen.
Die Analysen in Bezug auf das LDH zeigten, dass die durchschnittlichen Hämoglobinwerte
der Patienten, die eine LDH von <280U/l aufwiesen, zu 82,7% in dem
Hb-Bereich von 10 – 12 g/dl lagen. Es wurde zudem nachgewiesen, dass die verabreichte
ESA-Dosierung bei erhöhten LDH- Werten ( 280U/l) deutlich höher war, während
die ESA-Dosierung bei niedrigen LDH-Werten (< 280U/l) signifikant unter dem Durchschnitt
lag. Dieser betrug bei niedrigem LDH 99,84±81,81U/kg und im Durchschnitt
130,42±106,91U/kg.
Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass der Leukozytenwert bei CKD-5D
Patienten ein Indiz für eine entzündlich bedingte Anämie sein kann. Ferner könnte
ein erhöhter Leukozytenwert ein hilfreicher Anhaltspunkt für eine ESA-Resistenz aus
entzündlicher Ursache sein.
Die Laktatdehydrogenase könnte grundsätzlich einen veritablen Marker für einen leitliniengerechten
Hb darstellen und ein niedriges LDH ein Indikator für eine gute Ansprache
auf ESAs sein. Insgesamt wurde deutlich, dass ein Großteil der Patienten nicht leitliniengerecht
eingestellt war und die Ergebnisse dieser Studie zu einer Optimierung des
Behandlungsmanagements bei CKD-5D Patienten beitragen könnten.
Erstellung / Fertigstellung
2021
Schlagwörter
[GND]: Dialyse | Entzündung | Hämoglobin | Erythropoietin[MeSH]: Dialysis | Inflammation | Erythrocyte indices | Erythropoietin
[Freie Schlagwörter]: Inflammatio | Leukocyten | Lactatdehydrogenase | Anämie | Niereninsuffizienz
[DDC Sachgruppe]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Nutzen Sie bitte diesen Identifier für Zitate & Links: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-48838
Ewert, Thiemo (2023): Assoziationen von Entzündungsparametern, dem Hämoglobin-Wert und der Erythropoietin-Dosierung bei Dialysepatienten. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-48838
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