Vergleich der knöchernen Alveole post extractionem und sechs Wochen später unter Berücksichtigung von Augmentationsbedarf und Weichgewebekontur

Erstveröffentlichung
2023-02-01Authors
Lutz, Elias
Referee
Schnutenhaus, SigmarWilde, Frank
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für Zahnärztliche ProthetikUKU. Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Abstract
Der Zahnverlust und dessen prothetische Rehabilitation stellen einen wichtigen Teilbereich der zahnärztlichen Tätigkeit dar. Durch die implantatprothetische Entwicklung in den letzten Dekaden ist die Versorgung einer Einzelzahnlücke mit intakten, lückenbegrenzenden Nachbarzähnen durch ein Implantat zum Goldstandard geworden. Die Folgen des Zahnverlusts können mit guten Ergebnissen behandelt werden. Ein bedeutender und häufig limitierender Faktor für die Implantationsmöglichkeit ist das mangelhafte Knochenangebot. Hier bieten Knochenersatzmaterialien Möglichkeiten für augmentative Maßnahmen. Im Rahmen der Extraktion eingebracht (Alveolar Ridge Preservation) können sie die Resorptionsvorgänge reduzieren und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Implantation erhöhen. Die Fragestellung dieser Arbeit umfasste neben einem interpersonellen Vergleich (Untersuchung einer Messmethode durch Auswertung der Ergebnisse zweier unabhängiger Untersucher) auch die Auswirkung der Alveolar Ridge Preservation (Versorgung der Experimentalgruppe mit Kombinationsmaterial aus Kollagenkegel und -membran nach Extraktion). Untersucht wurden neben der knöchernen Analyse das Weichgewebe und die Auswirkung auf eine notwendige Augmentation im Rahmen der Implantation. Die Datenerhebung fand im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten, klinischen Studie zum präimplantologischen Hart- und Weichgewebemanagement statt. Die Bearbeitung der Datensätze und Generierung der Messergebnisse erfolgte über die Programme VGStudio MAX, Geomagic9 Studio und Surfacer. Durch die Berechnung eines Intraclass-Korrelationskoeffizienten wurde eine Reliabilitätsanalyse durchgeführt. Mit Werten über 0,8 zeigten die Mittelwerte der knöchernen Alveolenanalyse und die bukkale sowie palatinale Messstelle der Sextantenmessung eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse beider Untersucher. Es konnten Differenzen zwischen den Ergebnissen beider Untersucher festgestellt werden. Zur weiteren Beurteilung der interpersonellen Ergebnisse wurde die Bland-Altman-Methode gewählt. Ihr Hauptparameter stellt die Verzerrung dar. Diese war für die bukkale Messung der Sextantenmessung mit -1,3 mm deutlich höher als die der anderen Messstellen (-0,29 bis -0,86 mm). Die Ursache kann die unterschiedliche Auswertung der bukkalen Lamelle sein. Die negativen Werte aller Verzerrungen der Sextantenmessung deuten auf eine systematische Verzerrung im Rahmen der Auswertung hin. Die Untersuchung des positiven Mittelwerts der Alveolenanalyse zeigte eine deutlich geringere Streuung (Übereinstimmungs-Intervall: circa 0,5 mm). Eine klinische Relevanz dieses Parameters ist jedoch unwahrscheinlich. Die Kurvenanalyse des Gesamtkollektivs ergab im Frontzahnbereich im Mittel einen Knochenverlust von 2,93 mm. Dieser fällt im Seitenzahnbereich mit 1,91 mm signifikant (p < 0,001) geringer aus. Der durchschnittliche Höhenverlust der bukkalen Messstelle im Frontzahnbereich (6,48 mm) ist deutlich größer als im Seitenzahnbereich (0,68 mm). Diese Tendenz ist größer, als es die Literatur erwarten lässt. Eine signifikante Korrelation (p = 0,04) zwischen dem Mittelwert der Kurvenabweichung (knöcherne Analyse) und dem Mittelwert der Weichgewebeanalyse konnte nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Sextantenmessung waren mit einem p-Wert von < 0,4 nicht signifikant. Das Ergebnis deckt sich nicht mit den Angaben in der Literatur, die eine verminderte Knochenresorption von circa 2 mm der relevanten Messstelle beschreiben. Die Heterogenität der Messmethoden kann hierfür eine plausible Erklärung darstellen. Ebenfalls in der Literatur beschrieben ist, dass der größte Knochenverlust bukkal zu finden ist. Die Untersuchung der Weichgewebekontur zeigte für die Kontrollgruppe eine größere Streuung der Ergebnisse. Ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen konnte nicht ermittelt werden. Der Augmentationsbedarf während der Implantation ist in der Höhe größer als in der Breite. In der ARP-Gruppe ist der Augmentationsbedarf in der Höhe durchschnittlich um 0,63 mm (Frontzähne) und 0,74 mm (Prämolaren) geringer als in der Kontrollgruppe (beide nicht signifikant). Die Notwendigkeit einer zusätzlichen augmentativen Maßnahme im Rahmen der Implantation ließ sich durch ARP bei den Frontzähnen von 78 % auf 56 % und bei den Prämolaren von 53 % auf 38 % reduzieren. Dieser Rückgang um über 20 % bzw. 15 % übertrifft die Angaben in der Literatur. Der Frontzahnbereich scheint von der ARP mehr zu profitieren. Fishers Exakter Test zeigt mit p = 0,31 (Frontzähne) bzw. p = 0,34 (Prämolaren) trotz klinischer Relevanz keine Signifikanz. Die Ergebnisse unterstreichen bisherige Erkenntnisse, dass die Alveolar Ridge Preservation den Knochenerhalt unterstützt, den physiologischen Knochenverlust allerdings nur bedingt reduzieren kann. Es gilt die maßgeblichen Faktoren für jenen Knochenverlust zu detektieren und weitere Forschungsarbeit auch bzgl. der Kosten-Nutzen-Relation in diesem Bereich anzuschließen.
Date created
2021
Subject headings
[GND]: Alveolarkammplastik | Knochenbildung | Zahnimplantation[MeSH]: Alveolar ridge augmentation | Tooth socket | Osteogenesis
[Free subject headings]: Knochenaufbau | Alveole | Alveolar ridge preservation | Socket preservation | Interpersoneller Vergleich
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-47062
Lutz, Elias (2023): Vergleich der knöchernen Alveole post extractionem und sechs Wochen später unter Berücksichtigung von Augmentationsbedarf und Weichgewebekontur. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-47062
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