Abstract | Das Burkitt Lymphom gehört zu den aggressiven Lymphomen der B-Zell-Reihe. Man unterscheidet das endemische Burkitt Lymphom (eBL), das sporadische Burkitt Lymphom (sBL) sowie eine Immundefizienz-assoziierte Variante. Ein klinisches Charakteristikum besonders des endemischen und weniger häufig auch des sporadischen Burkitt Lymphoms ist die Manifestation des Tumors im Kiefer.
Die genaue Lokalisation des Tumorbefalls im Kieferbereich, kann Hinweise auf das B-Zell-Kompartiment geben, welches Ursprungsgewebe des Burkitt Lymphoms sein könnte. Ziel dieser Arbeit war es deshalb, die Lokalisation von Burkitt Lymphomen im Kieferbereich systematisch zu analysieren. Dazu sollte das Manifestationsmuster der Burkitt Lymphome auf der Ebene des Kiefers, der Kieferquadranten, der Zahnregionen und der einzelnen Zähne erfasst und so analysiert werden, ob bestimmte anatomische Regionen gehäuft von Burkitt Lymphomen befallen werden. Als wesentliche potentielle Confounder sollten dabei Subtyp (endemisch im Vergleich zu sporadisch), Geschlecht und Alter der Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose berücksichtigt werden.
Um die benannten Ziele zu erreichen, wurde eine systematische Literaturanalyse nach dem PRISMA (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) Statement mit definierten Suchbegriffen durchgeführt.
Es wurden insgesamt 508 Artikel identifiziert, gesichtet und systematisch bewertet, von denen schließlich 103 Artikel in die Analysen eingingen. Aus diesen Artikeln wurden Daten von 349 Patienten (164 Patienten mit eBL und 185 Patienten mit sBL) extrahiert. Insgesamt wurden, hinsichtlich der Fragestellung, für das eBL eher ältere Publikationen (bis zum Jahr 1975) und „retrospektive Beobachtungsstudien“ identifiziert, wohingegen die Studien zum sBL überwiegend „Einzelfallberichte“ waren, die nach dem Jahr 1975 publiziert wurden. Die meisten Artikel, vor allem zum sBL (45 von 83), wurden in Zeitschriften des Themenbereichs Zahnmedizin publiziert. Bei beiden Subtypen wurden signifikant mehr männliche Patienten (p<0.001) und signifikant mehr Patienten im Diagnosealter von ≤16 Jahren (p<0.001) als weibliche und ältere Patienten eingeschlossen. Hinsichtlich der Fragestellung der Manifestation der Lymphome zeigten sich einige signifikante Befunde: Bei den Patienten mit eBL wurde häufiger eine Manifestation ausschließlich im Oberkiefer berichtet als andere Manifestationsformen (p<0.01). Bei Patienten mit sBL zeigte sich eine häufigere Beteiligung ausschließlich im Ober- oder Unterkiefer als eine Beteiligung beider Kieferregionen gleichzeitig (p<0.01). Bei beiden Subtypen wurde am häufigsten die Tumorbeteiligung in nur einem Quadranten berichtet (p<0.001). Die detaillierte Analyse bei den Patientendaten des sBL zeigte, dass am häufigsten die Molarenregion betroffen war (40 von 60 Angaben, p<0.001). Hinsichtlich des Geschlechts fanden sich keine signifikanten Unterschiede in der Manifestation. Bei der Analyse der Tumorlokalisation in Bezug auf das Erkrankungsalter, zeigte sich bei den Patienten mit eBL eine Signifikanz für die Altersgruppe von fünf bis acht Jahren (p<0.001). Dabei wurden beim sBL, im Vergleich zum eBL, mehr Patientendaten auch in den höheren Altersgruppen ausgewertet.
Die Ergebnisse der Literaturanalyse legen nahe, dass das Tumorwachstum beim Burkitt Lymphom, unabhängig vom Subtyp, zumeist unilokulär beginnt und nicht direkt die gesamte Kieferregion betrifft. Insbesondere die Molarenregion ist betroffen. Die identifizierte und mit epidemiologischen Daten übereinstimmende charakteristische Altersverteilung zeigte eine signifikante Häufung im Kindesalter. Dies könnte eine Assoziation mit dem Zahndurchbruch und dem Zahnwechsel nahelegen, speziell die physiologisch stattfindenden Vorgänge in der Molarenregion. Auch pathologische Prozesse wie eine Parodontitis in Verbindung mit einer Epstein-Barr-Virus Infektion könnten relevant sein und beispielswiese zur Akkumulation von B-Zellen im Kieferbereich führen. | dc.description.abstract |