Vergleich zweier Lokalanästhetika-Volumina für die distale laterale Nervus ischiadicus Blockade

Erstveröffentlichung
2016-12-01Authors
Strehle, Martin
Referee
Wagner, FlorianRöderer, Götz
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für AnästhesiologieUKU. Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie
Abstract
Im Rahmen operativer Eingriffe im Bereich der unteren Extremität verspüren
Patienten häufig Schmerzen von hoher Intensität. Derzeit werden vermehrt
regionale Nervenblockadeverfahren alleine oder in Kombination mit einer
Allgemeinanästhesie zur Narkose sowie zur postoperativen Schmerztherapie
angewandt. In der vorliegenden Studie wurde zunächst die Anwendung zweier
verschieden großer Bolusvolumina Ropivacain 0,5% (40 ml versus 20 ml) zur
Ischiadicusblockade über einen distalen lateralen Zugang bezüglich Anschlagszeit
und Effektivität verglichen. In einem zweiten Schritt wurde die postoperative
Schmerztherapie über einen distalen lateralen Ischiadicuskatheter bezüglich
Schmerzintensität und Patientenzufriedenheit untersucht. Insgesamt wurden 40
Patienten, welche sich einer Operation an der unteren Extremität unterziehen
mussten, randomisiert in zwei Gruppen zu je 20 Teilnehmern, in die Studie
aufgenommen. Die Punktion erfolgte in Rückenlage von lateral, eine
Patientenhandbreite proximal des oberen Patellarandes knapp ventral der Sehne
des Caput longum des Musculus biceps femoris. Dieser distal laterale
Zugangsweg erforderte keine für den Patienten eventuell schmerzhafte
Umlagerung. Zur Lokalisierung des Nervs wurde ein Nervenstimulator angewandt.
Bei keinem Studienteilnehmer kam es zu einer Komplikation.
In der vorliegenden Studie zeigte sich bei der Anwendung der zu vergleichenden
Bolusvolumina Ropivacain 0,5% (40 ml versus 20 ml) kein signifikanter
Unterschied bezüglich der Anschlagszeit und Blockadeffektivität. Als wichtigster
Parameter zur Beurteilung der intraoperativen Blockadequalität wurde der
zusätzliche Bedarf an kurzwirksamen Opiaten beobachtet. In beiden Gruppen
wurde jeweils bei lediglich zwei Patienten eine zusätzliche Gabe von Opioiden
über die während der Narkoseinduktion verabreichte Menge hinaus notwendig.
Die Ergebnisse zeigen, dass im Vergleich zu den in der Literatur beschriebenen
proximalen Zugängen bei einem distalen Zugang eine längere Anschlagszeit bis
zur Blockade benötigt wird. Ein etwas größerer Zeitaufwand bei einem distalen
Zugang lässt sich durch ein geringeres periprozedurales Risiko rechtfertigen.
Zudem besteht die Möglichkeit durch die Wahl eines kurzwirksameren
Anästhetikums die Anschlagszeit zu verkürzen. Da die vorliegenden Ergebnisse
zur distalen lateralen Ischiadicusblockade bezüglich der Anwendung von
Ropivacain 5% (40 ml versus 20 ml) keine signifikanten Unterschiede zeigen,
erscheint die einmalige Bolusgabe von 20 ml Ropivacain 0,5% ausreichend,
insbesondere da durch ein höheres Volumen die Wahrscheinlichkeit des
Auftretens möglicher systemischer Nebenwirkungen steigt. Die Ergebnisse der
vorliegenden Studie sind nur für die Anwendung von Ropivacain 0,5% gültig und
nicht auf andere Konzentrationen oder Anästhetika übertragbar. Desweiteren
wurde die Nervenblockade bei allen Patienten mit einer Allgemeinanästhesie
kombiniert. In neueren Studien wurde das ultraschallgesteuerte Aufsuchen des
Nervus ischiadicus beschrieben. Damit kann der Nerv genauer lokalisiert und eine
optimalere Annäherung der Injektionsnadel an den Nerv erreicht werden, sodass
noch kleinere Anästhetikavolumina ausreichend sind. In einem zweiten Schritt
konnte gezeigt werden, dass die Anwendung einer Kathetertechnik über den
distalen lateralen Zugang eine gute Analgesie in der frühen und späten
postoperativen Phase ermöglichen kann. Die Patienten erhielten als
kontinuierliche Basisinfusion Ropivacain 0,2% 5 ml/h. Zusätzlich konnten die
Studienteilnehmer selbstständig bei Bedarf über eine patientenkontrollierte
Schmerzpumpe einen Bolus von je 3 ml alle 15 Minuten injizieren. Die
postoperative Schmerzintensität wurde von den Studienteilnehmern stets als
gering angegeben. Eine zusätzliche Gabe von systemisch wirkenden Opioiden
oder nichtsteroidalen Antiphlogistika war nicht erforderlich. In der Literatur wurde
beschrieben, dass zur postoperativen Schmerztherapie eine Kombination aus
Basisinfusion mit patientenkontrollierter Bolusgabe einer alleinigen Bolusgabe
oder Basisinfusion überlegen ist. Für größere Volumina wurde häufiger das
Auftreten von Taubheitsgefühlen im Bein beschrieben. Eine alleinige
Bolustherapie dagegen führte zu höheren Schmerzen. Die Ergebnisse der
vorliegenden Studie bezüglich der postoperativen Schmerztherapie sind nur für
die Anwendung von Ropivacain 0,2% gültig. Daher sind weitere Untersuchungen
zur Optimierung der Basisinfusionsrate, der Bolusgröße und Bolushäufigkeit sowie
über alternative Lokalanästhetika und Konzentrationen erforderlich.
Date created
2015
Subject headings
[GND]: Nervenblockade | Schmerztherapie | Lokalanästhesie | Ropivacain[MeSH]: Anesthetics, local | Pain management; Methods | Pain, postoperative;Therapy
[Free subject headings]: Ischiadikusblockade | Blockadeeffektivität | postoperative Schmerztherapie | Regionalanästhesie | Postoperative Schmerztherapie
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-4151
Strehle, Martin (2016): Vergleich zweier Lokalanästhetika-Volumina für die distale laterale Nervus ischiadicus Blockade. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-4151
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