Förderung der Behandlung von Patienten im Maßregelvollzug ohne deutsche Primärsprache am Beispiel einer Spezialstation für Spracherwerb und Integration

Erstveröffentlichung
2022-02-15Authors
Lutz, Maximilian
Referee
Dudeck, ManuelaGündel, Harald
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für Forensische Psychiatrie und PsychotherapieUKU. Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Abstract
Die Station für Spracherwerb und Integration (SPRINT) hatte zum Ziel schizophrenen Patienten ohne deutsche Primärsprache, die im Maßregelvollzug untergebracht sind, innerhalb von einem Jahr ein Sprachniveau von mindestens GER-A2 zu ermöglichen.
In der vorliegenden Dissertation wurde geprüft, ob die Probanden erfolgreich und effizienter als in der Regelbehandlung das Sprachniveau A2 erzielten, inwieweit durch die erzielten Sprachkenntnisse erfolgreich an der Psychotherapie teilgenommen werden kann und ob sich durch die separierte Unterbringung negative Auswirkungen auf die Akkulturation, psychische und physische Gesundheit und das Stationsklima zeigten.
Zur Beantwortung der Fragestellungen wurde das Deutschsprachniveau zu Beginn, nach einem halben Jahr und nach einem Jahr in der Experimentalgruppe (n = 29) und in einer Kontrollgruppe (n = 30) erhoben. Ein halbes Jahr nach Rückverlegung der Probanden in der Regelbehandlung beurteilten die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten das erzielte Sprachniveau und die verbale Teilnahmefähigkeit der Probanden an der Psychotherapie mittels hierfür entwickelter Likert-Skalen. Zusätzlich wurde mit den Probanden ein Interview geführt, um Unterschiede in der verbalen Teilnahmefähigkeit mittels Qualitativer Datenanalyse nach Mayring zu untersuchen. Zudem erfolgte in beiden Gruppen eine einmalige Befragung zu möglichen negativen Auswirkungen der Unterbringung mittels Fragebögen und Tests.
Das erzielte Sprachniveau der Experimentalgruppe lag nach einem Jahr im Mittel um 1,3 Niveaustufen über dem der Kontrollgruppe. In beiden Gruppen nahm das Sprachniveau dabei signifikant zu. Die Entwicklung des Sprachniveaus hing vom Umfang der Deutschstunden pro Woche und dem Status der Alphabetisierung vor Erhebungsbeginn ab. Bei 60 Prozent der untersuchten Probanden der Experimentalgruppe wurde in der Folgebehandlung die verbale Teilnahmefähigkeit als zumindest eingeschränkt ausreichend eingeschätzt. Die qualitative Datenanalyse ergab, dass die verbale Teilnahmefähigkeit umso höher eingeschätzt wurde, je detaillierter die Antworten ausfielen. Bezüglich möglicher negativen Auswirkungen der separierten Unterbringung auf der SPRINT-Station zeigte sich, dass sich die Probanden der Experimental- und Kontrollgruppe entweder in den untersuchten Merkmalen nicht signifikant unterschieden, oder die Probanden der Experimentalgruppe bessere Werte aufwiesen.
Die Ergebnisse sprechen insgesamt dafür, dass eine Station für Spracherwerb und Integration eine erfolgreiche Methode zu Förderung der Deutschsprachkenntnisse im Maßregelvollzug darstellt.
Date created
2021
Subject headings
[GND]: Maßregelvollzug | Schizophrener | Einwanderer | Sprache | Spracherwerb | Akkulturation[LCSH]: Mentally ill; Commitment and detention | Immigrants; Germany; Language | Communicative competence | Second language acquisition
[MeSH]: Acculturation
[DDC subject group]: DDC 150 / Psychology
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-41816
Lutz, Maximilian (2022): Förderung der Behandlung von Patienten im Maßregelvollzug ohne deutsche Primärsprache am Beispiel einer Spezialstation für Spracherwerb und Integration. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-41816
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