Berufliche Belastungsfaktoren und psychische Gesundheit im Bereich der Anästhesie und Intensivmedizin – eine Betrachtung der Veränderungen in den letzten 10 Jahren und Unterschiede zu Psychiatern und Psychotherapeuten im Jahr 2016

Erstveröffentlichung
2021-06-10Authors
Steiner, Laurenz Matthias
Referee
Beschoner, PetraRosenbohm, Angela
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für Psychosomatische Medizin und PsychotherapieUKU. Klinik für Neurologie
Abstract
Intensivmediziner sind in ihrer beruflichen Tätigkeit hohen Belastungen ausgesetzt. Zudem weist die internationale wissenschaftliche Literatur darauf hin, dass Intensivmediziner ein besonders hohes Risiko für Burnout haben. In Deutschland ist die Datenlage zum Thema Ärztegesundheit noch eher gering und aktuelle Zahlen aus der Anästhesie und Intensivmedizin fehlen. Ziel unserer Untersuchung ist, Daten zum Istzustand in der Intensivmedizin in Deutschland hinsichtlich Burnoutgefährdung, Depressivität und beruflichem Stress zu erheben. Zudem sollen Unterschiede zu einer 2006 durchgeführten Untersuchung an Intensivmedizinern sowie zu Psychiatern im Jahr 2016 untersucht werden. Methoden: In einer Querschnittsstudie befragten wir im Jahr 2016 Intensivmediziner auf einem großen Kongress (DIVI) in Deutschland mittels Fragebogen zu personenbezogenen Daten, beruflichen und privaten Belastungsfaktoren und mentaler Gesundheit. Daten zu Depressivität, Burnout, Gratifikationskrisen und Overcommitment erhoben wir mittels standardisierter Befragungsinstrumente (Beck Depression Inventory-II (BDI-II), Maslach Burnout Inventory (MBI), Effort-Reward-Imbalance-Fragebogen (ERI)). Zudem lagen Daten zu Intensivmedizinern im Jahr 2006 sowie zu Psychiatern im Jahr 2016 zur Überprüfung von Unterschieden der Stichproben vor. Ergebnisse: Es nahmen 2016 n=695 Ärzte teil, der Rücklauf lag bei rund 40%. Die durchschnittliche Gesamtwochenarbeitszeit betrug 52,5 (Standardabweichung (SA): 13,9) Stunden. Von den meisten Teilnehmern wurden maximal bis zu zwei freie Wochenenden angegeben (68,5%, n=470). Die übrigen 31,5% (n=215) gaben mehr als zwei freie Wochenenden an. IM BDI-II erreichten fast ein Fünftel (19,1%, n=129) der Befragten Werte für eine mindestens leichte Depression, 14,5% (n=98) zeigten im ERI eine Gratifikationskrise. Die Auswertung des MBI ergab auf der Subskala Emotionale Erschöpfung einen Mittelwert von 2,99 (SA 0,99, n=679). Es zeigten sich signifikante Unterschiede hinsichtlich der Gesamtwochenarbeitszeit gegenüber der Stichprobe von 2006 (55,35 Stunden (SA: 14,68), p<0,001). Psychiater und Psychotherapeuten waren mit 7,4% (n=75, p<0,001) nur knapp halb so häufig von Effort-Reward-Imbalance betroffen wie Intensivmediziner (n=98, 14,5%). Zusammenfassung: Unsere Daten zeigen, dass Intensivmediziner in Deutschland sowohl hinsichtlich des beruflichen Stresses in Form von Gratifikationskrisen als auch hinsichtlich ihrer mentalen Gesundheit nicht unerheblich belastet sind. Im Vergleich zur Stichprobe von 2006 ist die Arbeitszeit gesunken, die Stressbelastung liegt höher als bei Psychiatern im Jahr 2016. Die Ergebnisse liefern Hinweise für weitere Forschung zur Verhaltens- und Verhältnisprävention im Bereich der Intensivmedizin in Deutschland.
Date created
2020
Subject headings
[GND]: Burnout-Syndrom | Depression | Gratifikationskrise | Stress | Arzt | Psychiater[LCSH]: Critical care medicine
[MeSH]: Burnout, Professional | Physicians | Psychiatry | Psychological distress | Anesthesiology
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-38007
Steiner, Laurenz Matthias (2021): Berufliche Belastungsfaktoren und psychische Gesundheit im Bereich der Anästhesie und Intensivmedizin – eine Betrachtung der Veränderungen in den letzten 10 Jahren und Unterschiede zu Psychiatern und Psychotherapeuten im Jahr 2016. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-38007
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