Einstellungen zur Darmkrebsfrüherkennung und Determinanten der Teilnahme : Ergebnisse einer epidemiologischen Beobachtungsstudie bei Beschäftigten einer Krankenversicherung und eines systematischen Reviews

Erstveröffentlichung
2020-12-18Authors
Rothenbacher, David
Referee
Seufferlein, ThomasGündel, Harald
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für Innere Medizin IUKU. Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Abstract
Diese epidemiologische Beobachtungsstudie sollte evaluieren, wie sich die Einstellungen und die tatsächliche Nutzung von Vorsorgeuntersuchungen und speziell zur Vorsorge von Darmkrebs bei Beschäftigten einer großen örtlichen Gesundheitskasse darstellen. Ferner was genau die Gründe hierfür sind, wenn sie dies trotz des gesetzlichen Anspruches nicht tun. Im Fragebogen erhoben wir neben soziodemografischen Merkmalen auch Erkrankungen, die Lebensgewohnheiten, das psychische Befinden und die persönlichen Einstellungen zu Früherkennungsuntersuchungen der Probanden. Des Weiteren wurde den Teilnehmern ab 40 Jahren angeboten an einer Darmkrebsvorsorge mittels iFOBT (immunological fecal occult blood test) teilzunehmen. Um die an einem sehr speziellen Berufskollektiv gesammelten Befunde unserer Beobachtungsstudie in einem weiteren Rahmen darstellen zu können, erfolgte eine systematische Literaturrecherche zum Themenfeld. Dabei konnte anhand von insgesamt 41 Veröffentlichungen die Studienlage über Faktoren und Barrieren, die eine Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge beeinflussen als auch über das Wissen, die Wahrnehmung, die Überzeugungen und die Einstellungen zur Darmkrebsvorsorge beleuchtet werden. Weiterführend sind Interventionsstudien zur Erhöhung der Teilnahme an Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen aufgeführt. Insgesamt nahmen 200 Probanden im Alter von 20-61 Jahren (MW 41,8) mit überwiegend weiblichem Geschlecht (85,5%) an unserer Studie teil. Es konnte mit 77,5% der Teilnehmer unserer Studie ab 35 Jahren (Alter des gesetzlichen Anspruches zum Zeitpunkt der Studiendurchführung) eine hohe Inanspruchnahme des Gesundheits-Checkup dargestellt werden. Bei der Darmkrebsvorsorge war die Beteiligung deutlich geringer, so nahmen 66,7% der Probanden ab 50 Jahren eine Stuhluntersuchung und lediglich 46,7% der Probanden ab 55 Jahren eine Vorsorgekoloskopie im Rahmen der Darmkrebsvorsorge wahr. Der häufigste Grund für die Nicht-Teilnahme war mit 72,7% die Angabe „sich gesund zu fühlen“, gefolgt von der „Unfähigkeit sich aufraffen zu können“ mit 45,5%. Keiner nannte „nichts von der Früherkennung zu wissen“ oder „diese grundsätzlich abzulehnen“ als Grund. Die Beteiligung an der im Rahmen der Studie angebotenen Darmkrebsvorsorge mittels iFOBT war mit 98,4% sehr hoch (n= 121). Bei den Probanden ab 50 Jahren, die bisher nicht an der gesetzlichen Darmkrebsvorsorge teilgenommen hatten, konnte eine vollständige Teilnahme am iFOBT unserer Studie erreicht werden (100%, n= 19). Bei den untersuchten Einflussfaktoren wie Geschlecht oder psychischen Befinden auf die Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge konnte unsere Studie keine signifikanten Assoziationen feststellen. Allerdings sind die Ergebnisse auf Grund der geringen Probandenzahl deutlich limitiert. Die mittels der Zustimmung oder Ablehnung zu drei Thesen erfasste Wahrnehmung von Früherkennungsuntersuchungen ergab insgesamt eine eher kritische Einstellung der Probanden. So denken mehr als die Hälfte der Probanden, dass Früherkennungsuntersuchungen auch falsche Ergebnisse liefern können (53,7%) oder den Krebs meist nicht früh genug erkennen (55,5%). Knapp die Hälfte betrachtet den Nutzen von Früherkennungsuntersuchungen als nicht klar und eindeutig (48,1%). Bei der Betrachtung von Probanden, die an der gesetzlichen Darmkrebsvorsorge oder dem iFOBT dieser Studie teilnahmen, fand sich diese kritische Wahrnehmung sogar zum Teil noch ausgeprägter. Die Ergebnisse unserer Studie und des systematischen Reviews zeigen auf, dass die Teilnahmeraten für die Darmkrebsvorsorge nicht als zufriedenstellend betrachtet werden können. Weiterführende Bemühungen auf allen Ebenen sind notwendig, um die Akzeptanz zu erhöhen. Sowohl die aktuelle Studienlage, als auch unsere Ergebnisse legen nahe, dass durch die postalische Zustellung des iFOBT die Teilnahmeraten verbessert werden können.
Date created
2019
Subject headings
[GND]: Darmkrebs | Krebsvorsorgeuntersuchung | Einstellung | Akzeptanz[MeSH]: Early detection of cancer | Colorectal neoplasms; Prevention and control | Attitude | Behavior | Systematic review
[Free subject headings]: Darmkrebsvorsorge | Früherkennung | Darmkrebsfrüherkennung | Systematische Übersichtsarbeit
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-34136
Rothenbacher, David (2020): Einstellungen zur Darmkrebsfrüherkennung und Determinanten der Teilnahme : Ergebnisse einer epidemiologischen Beobachtungsstudie bei Beschäftigten einer Krankenversicherung und eines systematischen Reviews. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-34136
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