Umgebungskontamination und Transmissionsrisiko in Nasszellen von ESBL-positiven Patienten
Dissertation
Authors
Knobloch, Sibylle
Referee
Baum, Heike vonEssig, Andreas
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Institut für Medizinische Mikrobiologie und HygieneAbstract
Die Zunahme der Resistenzen gegen Antibiotika im gramnegativen Erregerspektrum stellt weltweit sowohl eine medizinische als auch eine ökonomische Herausforderung dar. Das Resistenzverhalten wird durch multiple Resistenzmechanismen beeinflusst. Darunter befinden sich unter anderem Extended-Spectrum-Beta-Lactamasen (ESBL), Carbapenemasen sowie zum Teil natürliche Resistenzmuster und deren schnelle Anpassungsfähigkeit. 2012 führte die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) eine nationale Klassifikation im Umgang mit multiresistenten gramnegativen Bakterien (MRGN) bezüglich der strukturierten Umsetzung hygienischer Maßnahmen im Krankenhaus und der damit vergesellschafteten Vermeidung der Verbreitung mit MRGN ein. Diesbezüglich treten wichtige Fragestellungen auf die noch nicht ausreichend untersucht worden sind. In dieser Studie wird zum einen nachgegangen ob sich eine Umgebungskontamination durch ESBL-Bildner in den Nasszellen ESBL-positiver Patienten nachweisen lässt. Und ob die Kontamination durch ESBL-Bildner in den Nasszellen von Patienten, bei denen kein ESBL bekannt ist, unterschiedlich ist. Zum anderen werden die Effizienz der angewandten Hygienemaßnahmen und mögliche Konsequenzen aus den Untersuchungsergebnissen dieser Arbeit diskutiert. Der Untersuchungsablauf war systematisch aufgebaut. Als erstes wurden in den Vorversuchen eine Bestimmung der Wiederfindungsrate durchgeführt und die zu untersuchenden Abklatschorte definiert. Daraufhin folgte die Probenahme an diesen Orten mit nachfolgender Verarbeitung und Differenzierung nach Spezies und Resistenzverhalten. Zum Schluss folgte die Korrelation mit den klinisch anonymisierten Daten. In dieser Studie wurden Häufigkeiten in absoluten und prozentualen Anteilen berechnet. Es wurden Mittelwerte, Maximum, Minimum und Median dargestellt. Einfache Signifikanzen wurden mithilfe der Vierfeldertafel-Analyse durchgeführt. Auf weitere statistische Tests wurde verzichtet, da eine zu geringe Anzahl an MRGN gefunden wurde. Im Zeitraum von September 2012 bis Mai 2013 wurden 227 Untersuchungen der Nasszellen in Patientenzimmer des Universitätsklinikum Ulm durchgeführt. Als Fallzimmer wurden Nasszellen definiert in denen ein ESBL-positiver Patient betreut wurde. In den Kontrollzimmern war kein ESBL-positiver Patient bekannt. Insgesamt wurden 85 Fall- und 142 Kontrollnasszellen untersucht. Es zeigte sich, dass die Kontamination in den Fall- und Kontrollzimmern insgesamt nicht relevant unterschiedlich war. Das Verhältnis der insgesamt beobachteten Nasszellen der Fall- und Kontrollzimmer betrug 1/1,7 (85/142). Demnach ließ sich mit 44% (37/85) der Kontaminationen in den Fallzimmern und 34% (48/142) in den Kontrollzimmern kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit der beobachteten Verunreinigungen feststellen (p=0,14). Besonders häufige Nachweisorte der gramnegativen Stäbchenbakterien waren die Duschhocker und die Klobrillen in den Nasszellen. In den Fallzimmern stellte der Duschhocker insgesamt mit 18% (15/85) den am häufigsten kontaminierten Entnahmeort dar. In den Kontrollzimmern war dies die Klobrille mit 10% (14/142). Am häufigsten wurde die Spezies Acinetobacter spp. nachgewiesen. Innerhalb der Fallzimmer stellten die Acinetobacter spp. mit 15% (13/85) die häufigste beobachtete Bakteriengruppe dar. Hier zeigte sich, dass in den Nasszellen der Fallzimmer überzählig häufig die Duschhocker kontaminiert waren. N = 8 von 24 (33%) der Nachweise mit Acinetobacter spp. ließen sich am Duschhocker nachweisen. Für die Acinetobcater-Stämme wurde ein Resistogramm angelegt, da diese in der Umgebung häufig vorkommen. Es konnten zwei 3 MRGN A. baumanii-Isolate sowie analog ein 3 MRGN Moraxellen-Stamm nachgewiesen werden. Desweitern wurden zwei ESBL-Bildner, ein Pantoea- und Morganella-Stamm, sowie ein 4 MRGN P. aeruginosa-Stamm nachgewiesen. Anonymisiert wurden Patientencharakteristika erfasst, die eine Verbreitung von gramnegativen Stäbchenbakterien verbreiten bzw. eindämmen können. Hier zeigte sich bei den Studienpopulationen kein relevanter Unterschied. Insgesamt lässt sich aus der Arbeit zeigen, dass in den Nasszellen von bekannten ESBL-Patienten keine höhere Belastung mit ESBL-bildenden gramnegativen Stäbchenbakterien festgestellt werden konnte. Dies unterstützt die Deutschen Leitlinien (KRINKO), die vorsieht Patienten mit 3 MRGN nur in Hochrisikobereichen oder bei zusätzlichen Risikofaktoren zu isolieren. Insgesamt zeigte sich, dass die Basishygiene in Verbindung mit einer sorgfältigen Desinfektion die wichtigsten Maßnahmen darstellen, um eine ungezielte Verbreitung gramnegativer Stäbchenbakterien zu verhindern.
Date created
2019
Subject Headings
Extended-Spectrum Beta-Lactamase [GND]Antibiotikum [GND]
Arzneimittelresistenz [GND]
Krankenhaus [GND]
Badezimmer [GND]
beta-Lactam resistance [MeSH]
Drug resistance, Microbial [MeSH]
Hospitals [MeSH]
Toilet facilities [MeSH]
Keywords
NasszelleDewey Decimal Group
DDC 610 / Medicine & healthMetadata
Show full item recordCitation example
Knobloch, Sibylle (2020): Umgebungskontamination und Transmissionsrisiko in Nasszellen von ESBL-positiven Patienten. Open Access Repositorium der Universität Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-33413