Hochleitfähige ultra-nanokristalline Diamantschichten zur Anwendung als mikrostrukturierte Aktoren

Erstveröffentlichung
2020-02-18Authors
Mertens, Michael
Referee
Fecht, Hans-JörgHibst, Raimund
Dissertation
Faculties
Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und PsychologieInstitutions
Institut für Funktionelle NanosystemeInstitut für Lasertechnologien in der Medizin und Meßtechnik an der Universität Ulm (ILM)
Abstract
Thema dieser Arbeit ist die Herstellung und Charakterisierung hochleitfähiger ultrananokristalliner
Diamantschichten zur Anwendung als mikrostrukturierte Aktoren. Ziele
sind zum einen eine maximale spezifische Leitfähigkeit im Wachstum elektrisch leitfähiger
Schichten zu erreichen und ein Modell für die Leitfähigkeit zu entwickeln. Zum anderen
wird in einem Beispiel gezeigt, wie diese Schichten in Anwendung als thermische
Mikroaktoren zur Erzeugung von Kavitationsblasen geeignet sind.
Die Ergebnisse gliedern sich in drei Teilbereiche: Ultra-nanokristallines Diamantwachstum,
Charakterisierung hochleitfähiger nanokristalliner Diamantschichten und mikrostrukturierte
Diamant-Aktoren zur Anwendung in der Medizintechnik.
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass ein ultra-nanokristallines Wachstum von
Diamantschichten eine Schlüsselkomponente für die elektrische Leitfähigkeit darstellt.
Ultra-nanokristallines Diamantwachstum kann durch einen hohen Methangehalt im Prozessgas
in Kombination mit einer hohen Substrattemperatur und einem Prozessdruck von
einigen Millibar erreicht werden. Das Spektrum der spezifischen elektrischen Leitfähigkeit
von nano- und ultra-nanokristallinen Diamantschichten reicht von < 10E-8 (cm)E-1
bis zu einer maximalen elektrischen Leitfähigkeit von 300 (cm)E-1. Die sich dabei ergebende
Mikrostruktur hochleitfähiger Diamantschichten zeigt ein besonders charakteristisches
Erscheinungsbild, welches als eine nadelartige Mikrostruktur beschrieben werden
kann. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Analyse dieser Schichten, die im Vergleich
zu hochohmigeren Schichten betrachtet werden, um ein Modell für die Leitfähigkeit zu
entwickeln.
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass eine hohe elektrische Leitfähigkeit in Korrelation
mit ultra-nanokristallinen Schichten steht, da diese Schichten über ein sehr
großes Korngrenzenvolumen verfügen. Elektrische Messergebnisse und die Ergebnisse
der Strukturanalyse belegen, dass der Ursprung der elektrischen Leitfähigkeit in sp2-
-hybridisierten Kohlenstoffen zu suchen ist, die im Bereich des Korngrenzenvolumens
vorhanden sind. Aus Ergebnissen der elektrischen Charakterisierung haben sich eine eindeutige
Elektronenleitung (n-typ) mit sehr niedrigen Aktivierungsenergien im Bereich
einiger Millielektronenvolt und einem durchgehend negativen Temperaturkoeffzienten
ergeben. Gezeigt wird die elektrische Funktionsfähigkeit dieser Schichten im Temperaturintervall
von -270 °C bis 900 °C. Diese Messergebnisse können auch durch Simulationen
der Bandlücke bestätigt werden. Durch spektroskopische Analysen konnte die
Charakterisierung der Schichten weiterentwickelt werden. Raman-Messungen und auch
die optische Transmission zeigen, dass in hochleitfähigen Diamantschichten ein hoher
Anteil an sp2-hybridisierten Kohlenstoffen vorhanden ist, die aus nanokristallinem Graphit bestehen. In Korrelation zur spezifischen elektrischen Leitfähigkeit steht das Volumen
der Korngrenze und vor allem der atomare bzw. mikrostrukturelle Aufbau der
sp2-hybridisierten Kohlenstoffe in der Korngrenze. Diese Ergebnisse der Mikrostrukturanalyse
stehen auch im Einklang mit vielen elektrischen Messungen, in denen unter
anderem die Korrelation zwischen der Beweglichkeit der Ladungsträger und der spezifischen Leitfähigkeit gezeigt wird. Durch hochauflösende Transmissionsaufnahmen der
Mikrostruktur können sp2-hybridisierte Kohlenstoffe in der Korngrenze visualisiert werden.
In hochleitfähigen ultra-nanokristallinen Diamantschichten ist ein hoher Anteil von
nanokristallinen Graphit-Clustern erkennbar, die sich zwischen den einzelnen Diamantkristalliten
befinden, so dass sich eine Matrix aus Graphit und Diamant bildet. Die Graphitschichten
können teilweise einige Nanometer dick sein. Diese bilden die Grundlage
für elektrisch hochleitfähige Diamantschichten. Dies führt zu dem Modell, dass die elektrischen
Pfade im ultra-nanokristallinen Materialsystem über die interne Mikrostruktur
des Korngrenzenvolumens beeinusst wird.
Der dritte Teil der Ergebnisse ergibt, dass hochleitfähige Diamantschichten zur Anwendung
als thermische Mikroaktoren geeignet sind. Durch Plasmaprozesse und mittels Photolithographie
ist eine Mikrostrukturierung von leitfähigen Diamantschichten möglich.
Dadurch konnten beliebig geformte Aktoren erzeugt werden. Es konnte erfolgreich gezeigt
werden, dass durch ein gepulst betriebenes mikrostrukturiertes Bauteil thermisch
Kavitationsblasen induziert werden können. Durch eine lokale Überhitzung der Oberfläche des Mikroaktors ist es möglich, innerhalb einiger Mikrosekunden eine Kavitationsblase
auf der Oberfläche zu erzeugen, die unmittelbar nach ihrer Erzeugung wieder
kollabiert. Die dabei frei werdende Energie kann zur gezielten Materialerosion genutzt
werden, zum Beispiel in medizinischen Anwendungen zum Gewebeabtrag. Der Effekt
der Blasenentstehung konnte durch ein Schlieren-Optik-Verfahren visualisiert werden.
Dadurch konnte der Effekt der Blasenentstehung mit der elektrischen Ansteuerung korreliert
werden. Die besonderen Materialeigenschaften nanokristalliner Diamantschichten
sind Basis für die reproduzierbare Erzeugung von thermisch induzierten Kavitationsblasen.
Entscheidend sind die niedrige Wärmeleitfähigkeit, die gleichzeitig hohe spezifische
elektrische Leitfähigkeit, das Temperaturverhalten und die mechanische Stabilität der
Schichten.
Diese Technik ermöglicht zum einen in medizinischen Anwendungen minimal invasive
Techniken zu optimieren und zum anderen kann gezeigt werden, dass elektrisch leitfähige
Diamantschichten, aufgrund ihrer herausragenden spezifischen elektrischen Eigenschaften,
ein großes Potenzial für eine Vielzahl von elektrischen Anwendungen haben. Dies
ist unter anderem auf die hohe Temperaturstabilität und die Fähigkeit, dieses Material
in chemisch und physikalisch anspruchsvollen Umgebungen einzusetzen, zurückzuführen.
Ein weiteres Potenzial liegt in der Mikrostrukturierbarkeit dieses Materialsystems. Dadurch
können leitfähige Komponenten einfach in mikromechanische Anwendungen integriert
werden, die nahezu beliebig skaliert werden können.
Date created
2019
Subject headings
[GND]: Elektrische Leitfähigkeit | Mikrobearbeitung | Cat-CVD-Verfahren[LCSH]: Nanodiamonds | Microstructure
[Free subject headings]: HFCVD | Ultra-nanokristalline Diamantschichten | Nanokristalline Diamantschichten
[DDC subject group]: DDC 600 / Technology (Applied sciences) | DDC 620 / Engineering & allied operations
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-25317
Mertens, Michael (2020): Hochleitfähige ultra-nanokristalline Diamantschichten zur Anwendung als mikrostrukturierte Aktoren. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-25317
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