Die quantitative Signaldetektion zur Untersuchung des Risikos für Blutungen und hepatotoxische Reaktionen unter antidepressiver Psychopharmakotherapie

Erstveröffentlichung
2019-12-23Authors
Zeiss, René
Referee
Gahr, MaximilianSchreiber, Herbert
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie IIIAbstract
Einleitung: Die Pharmakovigilanz ist ein wichtiges Instrument für die Arzneimitteltherapiesicherheit. Aufgrund begrenzter Möglichkeiten in präklinischen Studien können seltene und schwerwiegende UAW vor der Marktzulassung häufig nicht identifiziert werden. Auch schließen Studien vor der Zulassung eines Medikamentes oft schwerkranke, multimorbide oder ältere Patienten aus; diese sind nach der Marktzulassung nicht selten die Hauptzielgruppe eines Medikamentes. Nach der Zulassung eines Medikamentes sind daher Spontanmeldedatenbanken für Verdachtsfälle von unerwünschten Arzneimittelwirkungen ein wichtiges Instrument der Arzneimitteltherapiesicherheit. In den letzten Jahren konnte in Beobachtungsstudien ein Zusammenhang zwischen Blutungsereignissen und Serotoninwiederaufnahmehemmern (SRI) gefunden werden, jedoch konnte dies bislang in Spontanmeldedatenbanken nicht gezeigt werden. Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Blutungsereignissen und SRI mithilfe einer Analyse von Daten aus einer Spontanmeldedatenbank und die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Blutungen und der Affinität einer Substanz zum Serotonintransporter war ein Ziel dieser Arbeit. Ein weiteres Ziel der Arbeit war die systematische Untersuchung gängiger Antidepressiva in Hinblick auf arzneimittelassoziierte Hepatopathie und die Identifizierung schwerwiegender hepatotoxischer Ereignisse durch die Anwendung unterschiedlicher standardisierter Suchbegriffe. Die arzneimittelbedingte Hepatopathie stellt einen der Hauptgründe für Zulassungsbeschränkungen oder Rücknahmen der Zulassung von Pharmazeutika dar, ebenso ist sie eine der Hauptursachen für akutes Leberversagen und wird nur selten in präklinischen Studien identifiziert. Methoden: Ein quantitatives Signaldetektionsverfahren (Berechnung der Reporting Odds Ratios) wurde nach Beschaffung der Daten aus der Spontanmeldedatenbank der WHO (VigiBase TM) durchgeführt. Die Auswertung erfolgte in Hinblick auf das Blutungsrisko für alle gängigen Antidepressiva. Für die arzneimittelinduzierte Hepatopathie erfolgte die Auswertung ebenfalls für alle gängigen Antidepressiva, zur Spezifizierung der Schweregrade wurden unterschiedliche standardisierte Suchbegriffe des Medical Dictionary for Regulatory Activities (MedDRA) verwendet. Ergebnis: Es konnte ein Signal für ein erhöhtes Blutungsrisiko für Hypericum perforatum (Johanniskraut) gefunden werden. Ebenso konnte in einem Gruppenvergleich von selektiven gegenüber nicht selektiven SRI Hinweise für ein erhöhtes Blutungsrisiko in Abhängigkeit von der Affinität zum Serotonintransporter gefunden werden. Für die arzneimittelinduzierte Hepatopathie konnten mehrere Antidepressiva mit Hinweisen für ein erhöhtes Risiko für teilweise auch schwerwiegende hepatotoxische Reaktionen identifiziert werden. Schlussfolgerung: Die quantitative Signaldetektion ist unter Berücksichtigung der vorhandenen Limitation ein im Bereich der Psychopharmakotherapie sensitives Instrument für die Arzneimitteltherapiesicherheit. Weitere Untersuchungen zum Zusammenhang des Grades der Affinität zum Serotonintransporter und des damit assoziierten Blutungsrisikos sind notwendig. Die arzneimittelbedingte Hepatopathie ist auch im Bereich der Psychopharmaka eine Herausforderung und weitere Untersuchungen in diesem Bereich sind erforderlich.
Date created
2018
Subject headings
[GND]: Arzneimittelüberwachung | Arzneimittelsicherheit | Psychopharmakotherapie[MeSH]: Pharmacovigilance
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-23451
Zeiss, René (2019): Die quantitative Signaldetektion zur Untersuchung des Risikos für Blutungen und hepatotoxische Reaktionen unter antidepressiver Psychopharmakotherapie. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-23451
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