Vergleichende Pankreasvolumetrie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Kontrollen mittels Magnetresonanztomografie

Erstveröffentlichung
2019-12-09Authors
Koch, Janina
Referee
Kratzer, WolfgangGräter, Tilmann
Dissertation
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für Innere Medizin IUKU. Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie
Abstract
Seit einiger Zeit ist bekannt, dass das Pankreasvolumen (PV) bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 deutlich verkleinert ist. Die Resultate aktueller Studien lassen vermuten, dass diese Pankreasatrophie in der prämonitorischen Krankheitsphase bereits beinahe ihr endgültiges Stadium erreicht. Die Detektion von Individuen mit noch prädiabetischer Stoffwechsellage durch das Erkennen einer Pankreasvolumenminderung mit einem gut verfügbaren nichtinvasiven
bildgebenden Verfahren ist demnach ein sinnvolles anzustrebendes Ziel. Präventive Maßnahmen oder die Therapie eines Diabetes mellitus Typ 1 könnten hierdurch frühzeitig initiiert werden. Weiterhin ist die Frage, ob beim Typ-1-Diabetes eine klinisch relevante Störung der exokrinen Pankreasfunktion vorliegt, Gegenstand kontroverser Diskussionen. Von besonderem Interesse ist hierbei auch ein etwaiger Zusammenhang mit dem bereits mehrfach publizierten Phänomen der Pankreasatrophie. Unklarheit besteht zudem darüber, ob und wie sich metabolische, konstitutionelle und krankheitsassoziierte Faktoren auf die Pankreasmorphologie auswirken. In der vorliegenden klinischen Studie wurde das PV mittels Kernspintomografie bei 15 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 verglichen mit 15 gesunden Kontrollprobanden in Zusammenschau mit den eben genannten Einflussgrößen untersucht. Außerdem wurden Parameter zur Beurteilung der exkretorischen Pankreasfunktion und der Fettgehalt der Bauchspeicheldrüse ermittelt, um mögliche Zusammenhänge dieser Werte mit dem PV zu überprüfen. Zusätzlich erfolgte ein Vergleich der radiologischen Verfahren Sonografie und Magnetresonanztomografie (MRT) bezüglich ihrer Eignung zur Pankreasvolumetrie. Zum Einsatz kamen folgende Untersuchungsverfahren: Natives abdominelles MRT, Sonografie des Abdomens, venöse Blutentnahme sowie eine Stuhlprobenuntersuchung. In dieser Studie konnte eine Pankreasatrophie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 um 33,1% nachgewiesen werden. Der an die Körperoberfläche adjustierte Pankreasvolumenindex (PVI) war bei Patienten mit Typ-1-Diabetes gegenüber der Kontrollpopulation um 32,7% verringert. Es ergaben sich statistisch signifikante Korrelationen des PVI mit der Erkrankungsdauer, dem HbA1c, der Lipase und den Insulin-Autoantikörpern sowie des PV mit dem Body-Mass-Index der Teilnehmer. Es zeigten sich keine Zusammenhänge des PVI mit dem Alter, der Nüchtern-Glukose, dem C-Peptid, der Pankreaselastase, dem Fettgehalt von Pankreas und Leber und der täglich applizierten Insulindosis der Patienten. Bei zwei Diabetikern wurde eine moderate exokrine Pankreasinsuffizienz festgestellt. Der Fettgehalt des Pankreas differierte nicht zwischen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Kontrollen. Bei der Gegenüberstellung der Pankreasvolumenmessungen durch die zu vergleichenden bildgebenden Verfahren ergab sich ein signifikanter Unterschied der Resultate. Die sonografisch ermittelten PVs fielen um mehr als 70% geringer gegenüber den mit dem MRT erhobenen PVs aus. Nichtsdestotrotz zeigte sich eine Korrelation der Messergebnisse von PV und PVI der verschiedenen Messmethoden. Die MRT ist bereits als ein für die Pankreasvolumenbestimmung etabliertes radiologisches Verfahren bekannt. Die Sonografie, eine ubiquitär verfügbare, nichtinvasive und rasch durchführbare Methode, könnte als Screeninginstrument zur Erkennung einer prädiabetischen Pankreasatrophie nützlich sein. In dieser Arbeit wurde deutlich, dass dieses Verfahren zum Zwecke der Pankreasvolumetrie noch nicht ausreichend erprobt ist. Die kleine Stichprobengröße von insgesamt 30 Studienteilnehmern ist in dieser Arbeit als limitierender Faktor für die Reproduzierbarkeit und adäquate Vergleichbarkeit der Resultate und Konklusionen zu nennen. Eine weitere Einschränkung dieser Studie stellen die nichtverblindete Auswertung der MRT-Bilder sowie die nichtverblindeten sonografischen Messungen dar. Um Sinnhaftigkeit und Nutzen eines routinemäßigen Einsatzes der sonografischen Pankreasvolumenbestimmung im klinischen Alltag weiter zu prüfen und eine sich hierfür eignende Vorgehensweise zu etablieren, werden weiterführende Studien mit großen Fallzahlen benötigt. Ebenso sind Studien mit sehr großen Fallzahlen für die Überprüfung eines Zusammenhangs der Pankreasvolumenminderung beim Diabetes mellitus Typ 1 mit einer exokrinen Funktionsstörung des Pankreas und seiner klinischen Relevanz sinnvoll, da die Standpunkte aus der Studienlage zu dieser Fragestellung aktuell noch überaus kontrovers sind.
Date created
2018
Subject headings
[GND]: Bauchspeicheldrüsenkrankheit | Ultraschalldiagnostik | Bauchspeicheldrüse | Diabetes mellitus | Diabetes mellitus Typ 1 | Kernspintomografie | Pankreaselastase[MeSH]: Pancreatic neoplasms | Diabetes mellitus | Diabetes mellitus, Type 1 | Ultrasonography | Radiography, Abdominal
[Free subject headings]: Pankreasvolumen
[DDC subject group]: DDC 610 / Medicine & health
Metadata
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Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-22876
Koch, Janina (2019): Vergleichende Pankreasvolumetrie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Kontrollen mittels Magnetresonanztomografie. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-22876
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