Elektroenzephalographische Befunde bei Patienten mit umschriebenen Thalamusläsionen

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Erstveröffentlichung
2019-02-08
Dissertation
Authors
Tsoures, Elene
Referee
Lewerenz, JanLindemann, Jörg
Faculties
Medizinische FakultätInstitutions
UKU. Klinik für NeurologieUKU. Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie
Abstract
Einleitung: Eine Thalamusläsion im Zusammenhang mit epileptischen Anfällen wurde bislang vor allem im Bereich des Pulvinars als Folge eines Status epilepticus beobachtet. Bei Absencenepilepsien wird vermutet, dass der Thalamus entweder direkt oder indirekt an der Anfallsentstehung ursächlich beteiligt ist. Untersuchungen zu elektroenzephalographischen Veränderungen beim Menschen mit isolierter Thalamusläsion gibt es bislang sehr wenige. Diese Studie soll Aufschluss darüber geben, welche Veränderungen im Elektroenzephalogramm (EEG) bei Thalamusläsionen zu erwarten sind.
Methoden: Unter 1330 Befunden in der Magnetresonanztomographie (MRT), in denen das Suchwort „Thalamus“ auftauchte, wurden 47 Patienten mit auf den Thalamus begrenzter Läsion identifiziert, die während desselben Aufenthaltes ein EEG erhielten. Die MRT- und EEG-Befunde wurden retrospektiv analysiert und ihr Zusammenhang zur klinischen Symptomatik ermittelt. Anschließend wurden die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe verglichen.
Ergebnisse:
• Lateralisation zwischen Thalamusläsion und EEG-Veränderung: Auf einer Hemisphäre lokalisierte, regionale EEG-Veränderungen (spezifische und unspezifische) waren bei 10/11 (90,9%) Patienten mit unilateraler Thalamusläsion ipsilateral und bei 1/11 (9,1%) kontralateral lokalisiert (p=0,012). 3/4 (75%) Patienten mit bilateraler Thalamusläsion und auf einer Hemisphäre begrenzter EEG-Veränderung wiesen diesen ipsilateral zur akuteren und größeren Thalamusläsion auf.
• periodische Muster und triphasische Wellen: Diese wurden bei 4 Patienten diagnostiziert (3x ventromediale, 1x laterale Thalamusläsion). Somit kamen periodische Muster signifikant häufiger bei ventromedialen Thalamusläsionen vor als bei Läsionen anderer Lokalisation (p=0,018).
• Thalamusläsion als Folge eines Anfalls: Bei 5 Patienten wurde eine reversible Diffusionsstörung im ipsilateralen Thalamus als Anfallskorrelat einge-stuft (2x ventromedial, 3x dorsomedial). Bei einem Patienten mit seit der Kindheit bestehender Temporallappenepilepsie und im EEG links temporalen epilepsietypische Potenziale (ETPs) zeigte sich bei einer fraglichen Malformation im Gyrus postcentralis eine streifenförmige Gliose im linken medialen Thalamus am ehesten als Folge der langjährigen Epilepsie.
• Vergleich zur Kontrollgruppe: Einschränkend handelte es sich überwiegend um ältere Patienten (Median 76 Jahre) mit entsprechend mehreren Komorbiditäten. Nur 3/47 Patienten (6,3%) hatten keine Nebenbefunde in der MRT. Häufigster Nebenbefund war eine subkortikale vaskuläre Enzephalopathie (SVE) bei 40/47 (85,1%). Zu diesem Zweck wurde eine Kontrollgruppe mit 40 Patienten mit SVE retrospektiv ermittelt. Es wurden gleich häufig epileptische Anfälle (p=0,501) und ETPs (p=0,762) in beiden Gruppen diagnostiziert. Bezüglich der Häufigkeit von Normalbefunden im EEG zeigte sich ein signifikanter Unterschied (p=0,033). Patienten mit Thalamusläsion wiesen häufiger pathologische EEGs auf, darunter überwogen signifikant die generalisierten Verlangsamungen (p=0,019).
Fazit: Thalamusläsionen können zu unspezifischen, sowohl regionalen als auch generalisierten EEG-Auffälligkeiten führen. Der Läsionsort innerhalb des Thalamus hat offensichtlich einen Einfluss auf die Art der EEG-Veränderung. Regionale ETPs sind zwar nur bei Schädigungen des medialen und dorsomedialen Thalamus vorgekommen, jedoch ist dieses Ergebnis nicht signifikant gewesen (p=0,638). Generalisierte periodische Muster sind signifikant mit Schädigungen des ventromedialen Thalamus assoziiert gewesen (p=0,018). Epileptische Anfälle können umgekehrt zu thalamischen Diffusionsstörungen im Pulvinar aber auch im Ncl. mediodorsalis führen. Nur in seltenen Einzelfällen können Thalamusläsionen möglicherweise zu Epilepsien führen. Eine Thalamusläsion per se stellt jedoch kein erhöhtes Risiko für die Entstehung epileptischer Anfälle dar.
Date created
2018
Subject Headings
Thalamus [GND]Epilepsie [GND]
Elektroencephalogramm [GND]
Thalamus [MeSH]
Epilepsy [MeSH]
Brain diseases; Diagnosis [MeSH]
Dementia, Vascular [MeSH]
Keywords
Subkortikale vaskuläre EnzephalopathieDewey Decimal Group
DDC 610 / Medicine & healthMetadata
Show full item recordCitation example
Tsoures, Elene (2019): Elektroenzephalographische Befunde bei Patienten mit umschriebenen Thalamusläsionen. Open Access Repositorium der Universität Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-11859